Heinz Klein schreibt über Abenteuer am Herd

Der Ratinger arbeitet seit knapp 50 Jahren als Koch und hat jede Menge erlebt. Eine Reihe dieser unterhaltsamen Geschichten hat der 68-Jährige jetzt in einem Buch zusammengetragen.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Dass die fernsehprominenten Köche Bücher verfassen oder auf Tour gehen, ist nichts Neues. Sie berichten meist über witzigste Rezepturen der regionalen oder exotischen, bodenständigen oder exklusiven, bekannten oder unbekannten Küchen. „Das hat alles seine Berechtigung. Ich wollte aber mal erzählen, wie es hinter den Kulissen ausschaut“, sagt Heinz Klein.

An Töpfen, Pfannen, Herd und Ofen zu stehen, ist für das gebürtige Nordlicht aus Buxtehude auch nach knapp 50 Berufsjahren der „schönste Ort der Welt. Denn Koch zu sein ist richtig, richtig klasse.“ Allerdings muss man für den Job belastbar sein, denn „Küche ist Stress von null auf hundert“. Am bildhaftesten beschreibt er das mit einer Szene aus seiner Schweizer Zeit. Zum Restaurant führte eine Drehtür. „Die ging fünf nach 12 Uhr auf und drehte sich nonstop, bis alle Plätze an den Tischen belegt waren“. Für die Küchenbrigade bedeutet das in Sachen Versorgung der Hungrigen: „Jeder Handgriff muss sitzen, und du musst ein eingespieltes Team sein. Sonst geht gar nichts“, verweist er neben allem kulinarischen Können im Umgang mit den Produkten auf den grundlegenden Mannschaftsgedanken.

Ein bisschen zum Ärger seiner Eltern entschied sich der 15-jährige Heinz zur Ausbildung „in einem Beruf, den ich nicht richtig kannte“. Welch Tortur die professionelle Zubereitung von Essen sein kann, lernte er schnell. Und sah vor allem „richtig viel von der Welt“, Lieblingsstation war besagte Zeit in Zürich.

Dass der inzwischen bald 68-Jährige die Erlebnisse und Erkenntnisse, Anekdoten und geheim gehaltenen Gedanken jetzt in einem Buch zusammengefasst hat, ist Tochter Annalena geschuldet. Sie wollte die Abenteuer des Vaters nicht bloß anhören. „Schreib’ das auf, damit ich es meinen Kindern zeigen kann“, forderte die 27-Jährige vom Papa. „Das war die Initialzündung“, erinnert sich Heinz Klein an die Anfänge von „Rote Grütze küsst Vermicelles“. „Allerdings hätte ich es ohne meine Frau niemals geschafft“, lautet des Hobbyautoren Liebeserklärung an Ehefrau Angelika Wiesner. „Ich fand die Idee gut und habe ihn an den freien Tagen, die er zum Schreiben nutzte, versucht immer den Rücken freizuhalten“, sagt sie über die durchaus „anspruchsvollen Schreibphasen“.

Heinz Klein, Koch

Das Ergebnis ist ein umfassendes Buch über viele Details und Abläufe, die sich für einen Restaurantgast vollkommen unsichtbar, weil hinter den Kulissen, abspielen. „Der Stress ist zermürbend, aber es ist auch faszinierend“, nebenbei werden wilde Partynächte, der erste Liebeskummer, Affären und Trennungen beschrieben. Denn alles musste sich bei Heinz Klein dem Beruf unterordnen, Freunde, Familie und die Freizeit sowieso. Bis Angelika Wiesner, das späte Glück, auftauchte. Sie ist nicht nur die Frau an seiner Seite. Sie ist Muse und vor allem dafür verantwortlich, dass die beiden gemeinsam an der Sohlstättenstraße inzwischen ein Lokal betreiben. „Unser erstes Rendezvous habe ich total verdaddelt“, erinnert Heinz Klein sich an einen Tag vor zehn Jahren. Dann aber schlug Amors Pfeil beidseitig zu und Angelika zog in den hohen Norden. „Bis ich Heimweh bekam“, wie die Ratingerin bekennt. Also wurde in Norddeutschland der Betrieb verkauft, der Rest ist Geschichte.

Bevorzugt im Wintergarten saß der schreibende Koch, um Erinnerungen zu Papier zu bringen. „Eigentlich sollten es bloß private Aufzeichnungen werden“, dann aber las er, wie hoch die Abbrecherquote bei Kochlehrlingen ist. „Da wollte ich hinschreiben, wie toll der Beruf ist.“ So suchte er einen Verleger, animierte einen Freund zum Korrektur lesen — und ist nun „mächtig stolz, mein erstes Buch zu veröffentlichen“. Teil zwei übrigens ist quasi auf dem Wege. Denn ein paar Kleinigkeiten, wie dass ein Pony nicht bloß ein tierisches Sportgerät sein muss, sondern der norddeutsche Ausdruck für „Piccolo“, also die kleine Sektflasche ist, hat er noch aus der Koch-Küchen-Karriere in petto. Mehr zum Buch „Rote Grütze küsst Vermicelles“ im Internet.

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