Himmlische Klangwelten vom neuen Spieltisch aus
Die Orgel in St. Peter und Paul wurde im Jahr 1953 eingeweiht.
Ratingen. „Die Orgel ist nun Weltkulturerbe, damit sind wir aber nicht Museumswärter oder Testamentsvollstrecker.“ Ansgar Wallenhorst, gerade mal 50 Jahre alt, Kantor und Organist an St. Peter und Paul, ist ein Quell trefflicher Aussagen über das Instrument seiner Leidenschaft. Nun hat er mit dem Exemplar in der katholischen Pfarrkirche und dessen immer wieder aufgerüsteten Zustands auch eine Orgel zur Verfügung, die seinen Künsten wohl zu Willen ist.
Als Orgelsachverständiger des Erzbistums hat er durchaus etwas mitzuteilen; an der Hochschule für Musik und Tanz Köln liest er über Orgelbau, bei samstäglichen Kurzdarbietungen in Ratingens gotischer Kirche am Markt bringt er Interessierten unermüdlich das Instrument näher. „Die Orgel ist eines der vielen Accessoires, das sich die Kirche im Laufe von Jahrhunderten zugelegt hat oder das ihr zugetragen wurde. Entscheidend ist, ob wir mit Orgelmusik heute Menschen erreichen, bewegen und zum Staunen bringen. Dann ist die Orgel ein Werkzeug der Verkündigung und der Seelsorge. Wenn nicht, dann hat sie sich im kirchlichen Raum überlebt wie vieles andere auch“, sagt Wallenhorst. Er jedenfalls will alles dafür tun, dass sich die Orgel und ihre Musik nicht überleben. Nun hat Wallenhorst, angeregt durch die inzwischen entwickelten Möglichkeiten der Ratinger Seifert-Orgel, den Begriff der „fluiden Orgel“ kreiert. Das soll heißen, dass sich jeder Organist in Ratingen seine Orgel „zusammenstellen und eben auch fließende Klanglandschaften entstehen lassen kann“.
Er kann an seinem Spieltisch die Klangmischung beeinflussen, die Dynamik der Anschläge und den Charakter des Raums — ob nun hallend oder wie auch immer beschaffen. Das alles macht der neue Spieltisch möglich, der 2012 konstruiert wurde und im Chorraum seinen Platz fand. Von dort wird die Orgel elektronisch gesteuert — die Töne aber kommen immer noch aus den Orgelpfeifen.