Hochhaus-Brand: Großeinsatz für Ratinger Feuerwehr
Großeinsatz an der Erfurter Straße: Feuerwehr und Rettungsdienst mit 110 Leuten im Einsatz. Notunterkunft in Gesamtschule.
Ratingen. Ein beißender Geruch liegt im Hausflur des Hochhauses Erfurter Straße 19 — trotz geöffneter Eingangstür. Die wenigen Treppenstufen in den Keller sind mit rotweißem Flatterband abgesperrt. Die Stahltür und die Wand sind von Ruß und Brandrauch geschwärzt. „Nein, noch kein Strom. Frühestens Montag oder Dienstag“, sagt ein Bewohner, der mit zwei Plastiktüten in der Hand das Hochhaus verlässt. Er hat gerade ein paar Sachen aus seiner Wohnung im sechsten Stock geholt — nur das Allernötigste. Nichts erinnert an dem nasskalten Sonntagmittag an die dramatischen Ereignisse, die sich in der Nacht zu Samstag dort abgespielt haben.
Um 1.08 Uhr geht der Alarm bei der Leitstelle der Feuerwehr ein: Kellerbrand in einem Hochhaus an der Erfurter Straße. In dem achtstöckigen Gebäude sind 109 Bewohner gemeldet — die Ratinger Wehr löst Großeinsatz aus und fordert Verstärkung aus den Nachbarstädten an. Als die ersten Rettungskräfte vor Ort eintreffen, hat sich der giftige Brandrauch bereits über alle Etagen verteilt. Das Haus muss sofort geräumt werden. Etliche Bewohner hatten sich schon ins Freie gerettet. Unter schwerem Atemschutz durchsuchen Feuerwehrleute das Haus nach Bewohnern, zum Teil werden Wohnungstüren aufgebrochen. Mit Fluchthauben werden Bewohner durchs verrauchte Treppenhaus geführt, 16 weitere Mieter werden über Drehleitern von den Balkonen geholt.
Rettungskräfte nehmen die verängstigten Bewohner in Obhut, hüllen sie in Decken und untersuchen sie medizinisch. Insgesamt müssen 20 Menschen mit leichten Verletzungen und Rauchgasvergiftungen in umliegende Krankenhäuser gebracht werden.
Sanitäter und Feuerwehrleute führen die übrigen Hausbewohner gegenüber in die Gesamtschule. Dort hat das Rote Kreuz eine Notunterkunft und Versorgungsstelle eingerichtet. Vom Standort aus Lintorf werden palettenweise Getränke herangeschafft und literweise Kaffee und Tee gekocht. Außerdem richtet das Rote Kreuz vorsorglich 24 Schlafplätze in der Mensa ein. Und schmiert später fürs Frühstück noch 120 Brötchen.
Obwohl das Feuer schnell gelöscht ist, können die Bewohner nicht in ihre Wohnungen zurück: Die Stromversorgung wurde bei dem Brand so schwer beschädigt, dass das ganze Haus von den Stadtwerken vom Netz genommen werden musste.