Homberg fürchtet Kahlschlag
Evangelische Gemeinde schreibt tiefrote Zahlen und stellt alle Immobilien auf den Prüfstand.
Homberg/Ratingen. In Homberg gärt es wieder. Im höchstgelegenen Stadtteil Ratingens geht die Angst vor dem tiefen Fall um. Nachdem erst die katholische Gemeinde, dann die evangelische Gemeinde in Süd ihre Gemeindehäuser aufgegeben haben, wird befürchtet, dass jetzt Homberg-Nord von Schließungen betroffen sein könnte.
Im örtlichen Bezirksausschuss wurden jüngst die Sorgen laut artikuliert: In einer Anfrage an die Verwaltung wurde berichtet, dass das Calvinhaus, das Lutherhaus und der Kindergarten der evangelischen Kirchengemeinde auf dem Prüfstand stünden — mögliche Schließung nicht ausgeschlossen. Einhelliger Kommentar der Ausschussmitglieder: Das wäre der „Super-Gau“ für Homberg.
Diemut Meyer, Sprecherin des Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann, zu dem die Gemeinde Homberg-Meiersberg gehört, versucht zu beruhigen: „Es gibt noch keine Schließungsbeschlüsse.“ Tatsache sei aber auch, dass alle Immobilien der Gemeinde geprüft werden sollen.
Hintergrund: Die Gemeinde schrieb bedingt durch die schrumpfende Zahl der Gemeindemitglieder tiefrote Zahlen, konnte keinen ausgeglichenen Haushalt vorgelegen und steht inzwischen unter dem Diktat eines Haushaltssicherungskonzeptes. Die Frage, wie und wo die weniger werdenden Mittel eingesetzt werden sollen, hatte im Presbyterium zu Konflikten geführt, die sich immer mehr aufgeschaukelt haben.
Die Folgen sind bekannt: Immer mehr Mitglieder des Presbyteriums waren von ihren Posten zurückgetreten, so dass das Gremium schließlich handlungsunfähig wurde. Der Kirchenkreis war gezwungen, einen sogenannten Bevollmächtigtenausschuss einzusetzen, der die Handlungsfähigkeit sicherstellen soll.
Der Ausschuss mit seinem Vorsitzenden Pfarrer Jürgen Artmann sei dabei, alle Häuser und Immobilien auf den Prüfstand zu stellen. Diemut Meyer: „Man muss schauen, wie wirtschaftlich das ist. Alles ist aber noch in der Schwebe.“ Auch der dazugehörige Gemeindebezirk Knittkuhl werde unter die Lupe genommen.
In der Tat ist der Grundstücks- und Immobilienbesitz der Gemeinde beträchtlich: Die Dorfstraße von Hausnummer 6 bis 16 ist in ihrem Besitz — Lutherhaus, Wichernheim, Gemeindebüro, Calvinhaus. Meyer deutete an, dass der Bevollmächtigtenausschuss noch vor den Sommerferien mit seinen Überlegungen an die Öffentlichkeit gehen werde. Bis er die Gemeindeverhältnisse geordnet an ein neues Presbyterium übergeben könne, werde es aber noch mindestens bis zum Jahresende dauern.
Für Homberg wäre die Schließung des einen oder anderen Gemeindehauses eine mittlere Katastrophe. Allein im Lutherhaus finden zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche im Stadtteil statt: Action Cafe, das städtische „Café du Nord“, „Splash“ (Treff ab zwölf Jahren), Teestube und Zwackelclub (für Grundschüler). Und im Calvinhaus hat die Stadtteilbücherei ihre Bleibe gefunden.