Hospizbewegung: Sterbebegleiter suchen Kontakt zu Bürgern
Die Hospizbewegung hat in Ratingen 370 Mitglieder. Größter Zukunftswunsch: ein stationäres Hospiz in der Stadt.
Ratingen. „In der Regel sind es Frauen, die zugänglicher für das Thema Hospiz und Palliativmedizin sind“, sagt Martina Rubarth, Koordinatorin der Hospizbewegung: „Alles, was mit Tod und Sterben zu tun hat, sind für viele noch absolute Tabuthemen.“ Und so informieren sich in der Tat vor allem Frauen über das Angebot des Vereins, der rund 370 Mitglieder hat.
Einige von ihnen sind als Sterbebegleiter aktiv, andere unterstützen den Verein durch ihre Beiträge. Martina Bauer kann sich vorstellen, sich ebenfalls als Hospizhelferin ausbilden zu lassen: „Tod betrifft letztlich jeden. Wir kommen damit alle in Berührung. Deshalb finde ich es wichtig, sich so früh wie möglich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“
Für Rubarth und ihre Kollegin Brigitta Zöfelt sind solche Hilfsangebote Gold wert. Sie suchen immer Verstärkung für ihr Team, im Februar beginnt eine neue Ausbildung für Sterbebegleiter. „Die Ausbildung gliedert sich in einen Grund- und einen Aufbaukurs“, so Zöfelt. Doch die Tätigkeitsfelder der Hospizbewegung gehen weit über die Begleitung von Sterbenden hinaus. Trauernde erhalten nach dem Verlust eines lieben Menschen ebenfalls Hilfe — und auch das Thema Patientenverfügung nimmt großen Platz ein. Hier versucht Martina Rubarth immer wieder Aufklärungsarbeit zu leisten: „Es ist enorm wichtig, sich frühzeitig darauf vorzubereiten, was passieren soll, wenn man einmal nicht mehr selbstständig Entscheidungen treffen kann. Wenn es so weit ist, kann das auch den Angehörigen einen großen Stress nehmen.“
In den neuen Räumen der Hospizbewegung an der Bechemer Straße bieten Rubarth und Zöfelt daher auch nach Terminabsprache die Möglichkeit, sich zu diesem Thema beraten zu lassen. „So etwas sollte jeder haben“, findet auch Anita Stiller, langjähriges Mitglied der Hospizbewegung: „Ich kenne aber viele Senioren, die mit diesem Thema absolut nichts zu tun haben wollen. Sie haben richtig Angst davor.“
Dass das Thema Tod und Sterben auch unbefangen angegangen werden kann, können die Erwachsenen von den Kleinsten lernen: „Kinder gehen damit wesentlich natürlicher um als wir“, weiß Rubarth. Einen großen Traum haben die Verantwortlichen der Hospizbewegung: „Es wäre toll, wenn wir irgendwann ein stationäres Hospiz hätten hier in der Stadt“, sagt Martina Rubarth. Doch das kostet viel Geld. Zehn Prozent muss der Träger selbst finanzieren, der Rest kommt über die Pflegeversicherungen und die Krankenkassen herein. Denn der Aufenthalt eines sterbenden Menschen in einem Hospiz ist für diesen kostenlos.