Jetzt punktet West
Auch die Vermarktung des Cemex-Geländes in Tiefenbroich birgt große Chancen.
Ratingen. Es ist still geworden ums Gewerbegebiet Ost. Nach den spektakulären Neuansiedlungen von Nokia, Coca-Cola und DKV bewegt sich momentan offenbar wenig auf dem besten Stück Gewerbegebiet, über das die Stadt verfügt. Dafür scheint es in West und Tiefenbroich wieder zu "brummen".
"Wir haben einen bemerkenswerten Trend ausgemacht", erklärt Dirk Schäfer, geschäftsführender Gesellschafter der Düsseldorfer Immobilienberatungsgesellschaft Anteon - nach eigenem Bekunden derzeit Marktführer in der Region beim Flächenumsatz. In Ratingen habe es in den vergangenen Jahren eine klare Rangfolge gegeben: Trotz der höheren Preise hätte das Gewerbegebiet Ost bei der Vermietungsleistung deutlich die Nase vorn gehabt.
Doch zuletzt kehrte sich das Verhältnis völlig um: Auf einmal seien West und auch Tiefenbroich wieder gefragt. Schäfer: "Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist generell sehr hoch, aber West kann mit direktem Autobahnanschluss und der größeren Nähe zum Flughafen punkten. Dass es keinen S-Bahn-Anschluss gibt, spielt da keine große Rolle."
In Ratingen Mitte ist der jüngste Coup von Anteon gelungen: die Neuansiedlung der Hamelin GmbH im ehemaligen Unisys-Gebäude am Stadionring. Nachdem die Bank of Scotland ausgezogen war, standen große Teile des Bürohauses, das der Nordrheinischen Ärzteversorgung gehört, leer. Die neue Firma - ein Zusammenschluss von Elba (führender Markenhersteller von Büroprodukten) aus Gelsenkirchen und Hamelin Paperbrands aus Gronau - wird auf 750 Quadratmetern mit 35 Mitarbeitern Marketing und Vertrieb von Ratingen aus steuern.
Immobilienberater Markus Müller nennt weitere erfolgreiche Ansiedlungen in jüngster Zeit: Die Firma "energieweit", ein Beratungsunternehmen für große Energiekonzerne, hat am Schimmersfeld 1.500 Quadratmeter bezogen.
Im ehemaligen Rheinmetall-Komplex an der Pempelfurtstraße hat sich "Wilma Wohnen", eine Tochter der Wilma Immobilien AG, auf 1.800 Quadratmeter angesiedelt. 3.000 Quadratmeter nutzt dort auch die Firma Danaher Motion, Spezialist für Antriebs- und Steuerungstechnik, die ihren Sitz von Düsseldorf nach Ratingen verlegt hat.
Mit dem baldigen Wegzug der Firma Cemex (früher: Readymix) aus Tiefenbroich bieten sich hinsichtlich der Gewerbeflächen für Ratingen besondere Perspektiven. "Das Gebäude der Firmenzentrale ist nicht zu halten - zu alt zum Renovieren", sagte Dirk Schäfer. Der Abriss eröffnet viele Möglichkeiten für das gut 30.000 Quadratmeter große Gelände: Bürogebäude mit einer Bruttogeschossfläche von bis zu 200.000 Quadratmetern wären möglich - in einer Qualität wie im "Place4" am Ostbahnhof.
Derzeit sei Anteon in Gesprächen mit Interessenten, darunter einem Unternehmen aus der Dienstleistungs- und Beratungsbranche, das sich vorstellen kann, in Ratingen mehrere bisher verteilte Standorte zu verteilen. "Wir kämpfen dabei für Ratingen - und gegen das Ruhrgebiet", sagte Schäfer.
Die Zusammenarbeit mit der Ratinger Wirtschaftsförderung hob der Geschäftsführer als sehr positiv hervor. "Das läuft astrein, schnell und kooperativ."