Karrierefrau, Mutter, Prinzessin
Jacinta I. hat bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Nun setzt sie im Ratinger Karneval Akzente.
Ratingen. „Wenn sie so weitermacht wie bei den ersten Terminen, dann kann ich bald mit meinen Reden einpacken“. Der Ratinger Karnevalsprinz Samuel I. sagt’s und lächelt seine Frau an. Hochachtung spricht aus seiner Bemerkung, Staunen und auch die Gewissheit, dass er natürlich nicht zurückstecken muss. Die Prinzessin an seiner Seite, Jacinta I., ist schlau und witzig genug, ihrer Tollität bei Ansprachen den Vortritt zu lassen. Was den Spaß am närrischen Geschäft allerdings betrifft, sind die beiden gleichberechtigt. Und gleich stark.
Prinzessin Jacinta I., geboren am 30. Juli 1983 in Limbe in Kamerun, besuchte erst einmal in ihrer Heimat das Gymnasium und legte dort im Jahr 2002 das Abitur ab. Sie strebte nach einem internationalen Studium, das zudem in Englisch absolviert werden konnte. Da bot sich — wie Internet-Recherchen ergaben — die Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg an, wo sie sich im September 2003 einschrieb.
Im Jahr 2007 hatte sie den Abschluss Bachelor in Business Studies in der Tasche. Später hängte sie ein englisches Master-Studium in „European Project Management“ an der Fachhochschule Dortmund an, erlangte den Abschluss Master of Sciences. Und nebenbei lernte sie Samuel Awasum kennen — bei einer kamerunischen Party. Es war eine der Feiern, zu denen man eigentlich gar nicht hingehen möchte — aber letztlich war die dann doch mehr als okay und genau die richtige.
Vor fünf Jahren wurde geheiratet. Im Jahr 2013 folgte die Einbürgerung und Jacinta Awasum erhielt die die deutsche Staatsangehörigkeit, die ihr Mann bereits 2008 angenommen hatte, als er sein Wirtschaftsinformatik-Studium gerade mit dem Bachelor abgeschlossen hatte. Und seit 2011 ist die jetzige Prinzessin bürgerlich als Category Specialist bei der Metro AG in Düsseldorf angestellt, gegenwärtig in Elternzeit.
Eine ganze Weile ist sie mit dem Zug vom ehemaligen Wohnort Essen nach Düsseldorf zur Arbeit gefahren — was nicht immer so toll war. Also suchte sich die Familie in Ratingen ein Zuhause. Nicht ganz ländlich, nicht ganz städtisch — eben von der Art, die Menschen hier heimisch werden lässt.
Vor drei Jahren wurde die Tochter Jhnella geboren — die schon in den Kindergarten geht — in diesem Jahr dann der Sohn Jhorayne. Als er unterwegs war, griff der Ratinger Karnevalsausschuss nach dem Ehepaar Awasum. Es sollte ein attraktives wie besonderes Prinzenpaar gefunden werden. Der Griff war glücklich.
Samuel Awasum war unter anderem wegen unterschiedlicher ehrenamtlicher Tätigkeiten bekannt: Er ist unter anderem seit dem Jahr 2014 Vorsitzender im Integrationsrat der Stadt Ratingen, seit 2014 Mitglied im Landesintegrationsrat NRW und seit 2015 Mitglied des Koordinierungskreises Integration im Kreis Mettmann. Und seine Frau saß da mit einem Babybauch und sollte entscheiden, ob sie Karnevalsprinzessin werden wollte. Das war wahrlich nicht leicht. Immerhin betrachteten sie die Anfrage als Ehre und machen jetzt mit.
Wenn Jacinta Awasum erzählt, dass ihr Brautkleid wunderschön war, aber nur einen Auftritt hatte, dann lacht sie schallend, wenn sie an die inzwischen zahlreichen Events denkt, in denen sie im blau-weißen Nobelgewand die jecke Bühne betreten hat. Sie liebt übrigens Mode und Modisches, liebt es, sich schick zu machen und elegant zu frisieren und zu schminken. Sie hätte sogar Spaß daran, beruflich gutes Styling zu machen.
Jetzt aber ist sie in nahezu professionellem Ausmaß damit beschäftigt, einen ausgefuchsten Terminplan für närrische Verpflichtungen zu führen, ihre Verwandtschaft zu betreuen, die gegenwärtig aus Dublin zu Gast ist. Und sie ist, wie ihr Mann, glücklich darüber, dass die beiden Großmütter aus Kamerun angereist sind, um die Kinder zu betreuen, wenn die Eltern denn auf Helau-Kurs sind.