Kino-Zukunft beginnt jetzt
Das Ratinger Kino ist jetzt auf neue Technik umgerüstet. Ab sofort werden auch 3-D-Filme gezeigt.
Ratingen. Die klobige Brille auf der Nase ist schnell vergessen, wenn von der Leinwand her Piraten mit gezücktem Säbel am Schiffstau auf einen zuschwingen und man unwillkürlich im Kinosessel ausweicht: „3 D“ heißt das Zauberwort jetzt auch im Ratinger Kino. Was an großen Häusern längst etabliert ist, bietet jetzt auch das Lichtspielhaus an der Lintorfer Straße. Seit Freitag werden im Gebäude des alten Minoritenklosters Filme digital und dreidimensional vorgeführt
Seit Montag wurde im Vorführraum kräftig gewerkelt, um das Kino aufs digitale Zeitalter umzustellen: Einer der alten Filmprojektoren wurde abgebaut — er dient künftig als Ersatzteillager. Der andere wurde auf eine Schiene gesetzt und kann bei Bedarf wieder vors Projektionsfenster geschoben werden. Dort steht jetzt der neue digitale Projektor: ein schwarzes Metallgehäuse, groß wie ein Umzugskarten, ein paar leuchtende Anzeigen, Flachbildschirm, Tastatur und Maus. Statt mit den riesigen, halbzentnerschweren Filmspulen hantiert Vorführer Martin Geisenhanslüke ab jetzt mit einem kleinen, orangefarbenen Plastikkoffer. Sein Inhalt: eine Festplatte mit dem aktuellen Film. Zwei Stunden Programm entsprechen etwa 100 Gigabyte. Mit ein paar Mausklicks hat der Vorführer den Kinoabend programmiert: Vorhang öffnen, Licht dimmen, Werbetrailer einspielen, Hinweis auf 3-D-Brille einblenden, Hauptfilm abspielen — deutlich mehr Komfort, aber weniger Sinnlichkeit.
„Der alte Projektor wird aber auch weiter im Einsatz bleiben“, weiß Kinobetreiberin Gabriele Rosslenbroich. Manche alten Filme gebe es eben noch nicht digital. Techniker Boris Kuhlmann schwärmt indes von der neuen Technik: „Vor allem kleinere Kinos profitieren davon. Das Bild ist viel schärfer und brillanter, vor allem an den Rändern. Die Farben sind besser und es gibt keinen Verschleiß.“ Die analogen Film-Kopien seien nach sehr vielen Vorführungen im Bild schon einmal „matschig“ geworden. Und Filmrisse gehören ab jetzt der Vergangenheit an.
Um den Prozessor und die Technik bei Laune zu halten, muss der Vorführraum klimatisiert werden. „Bisher gab es nur eine Be- und Entlüftung, im Sommer wurde es hier drin schon ganz schön warm“, sagt Rosslenbroich. Da das Gebäude des Minoritenklosters unter Denkmalschutz steht, war ein Luftaustritt an einer Außenwand tabu. Also blieb nur der Weg nach unten: Mit einem Kernbohrer wurde das 70 Zentimeter dicke Gewölbe zum Keller durchbrochen, wo jetzt das Klimagerät steht, das für gleichbleibend 20 Grad sorgt.
Wie viel für die beiden Digitalprojektoren, die Klimaanlage und zwei neue Leinwände investiert wurde, wollen die Kinobetreiberinnen nicht sagen. „Es war viel, sehr viel. Allein für die beiden Maschinen bekäme man eine kleine Eigentumswohnung“, verrät Gabriele Rosslenbroich.
Die Eintrittspreise werden dennoch nicht erhöht. Filme mit 3-D-Effekt kosten allerdings drei Euro Zuschlag. Dafür gibt es dann auch — leihweise — eine Spezialbrille mit hochwertiger Optik, nicht vergleichbar mit den Pappbrillen mit rot-grüner Folie.