Ratingen Kita-Plätze nur für Verbandsmitglieder?
Ratingen. · Der Unternehmerverband bietet seinen Mitgliedern sogenannte Belegplätze an. Doch diese Kita-Plätze fehlen an anderer Stelle, zum Beispiel für das Jugendamt.
Kita-Plätze in der Region sind sehr begehrt, so auch in Ratingen. Der dringend notwendige Ausbau der Aufnahmekapazitäten beschäftigt Politik und Verwaltung seit langer Zeit. In einem aktuellen Rundschreiben des Unternehmensverbandes Ratingen (UVR) werden die Mitglieder des Verbandes darüber informiert, dass ab Ende des Jahres 2019 für die Mitgliedsbetriebe des Verbandes die Möglichkeit besteht, in der Kita Westhäkchen am Eutelis-Platz sogenannte Belegplätze zu buchen. Dies bedeutet, dass Mitarbeiter diese Plätze mit Unterstützung der städtischen Wirtschaftsförderung beim Träger, also bei Kinderhut, buchen können.
Dies ist nach Auffassung der Fraktion der Bürger Union (BU) tatsächlich eine begrüßenswerte Maßnahme im Sinne der Wirtschaftsförderung Ratinger Unternehmen, wenn „denn nicht im Moment in allen Stadtteilen, auch in Ratingen-Mitte, Kita-Plätze in einer Größenordnung von rund 500 Plätzen fehlen würden“, heißt es in einem Schreiben der Fraktion.
Jeder gebuchte Belegplatz sei gleichzeitig ein Platz weniger, den das Jugendamt vergeben könne. Als der Ausbau der privaten Kita mitsamt erheblicher finanzieller Unterstützung der Stadt vom Rat beschlossen worden sei, sollte die Angebotslücke in Ratingen verkleinert und dafür Sorge getragen werden, dass das Jugendamt mehr Plätze vergeben kann, so die BU.
Kritiker halten es für paradox,
die Plätze so zu vermarkten
Angesichts „des eklatanten und unbestreitbaren Mangels an Platzkapazitäten sowohl im U 3- wie auch im Ü 3-Bereich“, sei es jedoch geradezu paradox, die so dringend für Ratinger Kinder benötigten Plätze aktiv auch an berufstätige Einpendler zu vermarkten. Die Fraktion macht ausdrücklich auf den bereits seit über sechs Jahren bestehenden Rechtsanspruch auf wohnortnahe Betreuungsplätze für Kinder ab einem Alter von zwölf Monaten aufmerksam. Vor diesem Hintergrund könne man diese Initiative politisch nicht unterstützen.
Und was sagt die Stadt dazu? Rolf Steuwe, der Erste Beigeordnete, betonte: „Zunächst begrüße ich ausdrücklich, dass die Fraktion der Bürger Union die Vorhaltung von Kita-Plätzen für Kinder von Eltern, die in Ratinger Unternehmen beschäftigt sind, ebenso wie die Verwaltung als eine Maßnahme der Förderung unserer lokalen Wirtschaft sieht. Die Einrichtung Westhäkchen hat zuletzt im Zuge des Ausbaus dieser Einrichtung als besonderes Merkmal der Erziehungsarbeit die Betreuung von Kindern in Tagesrandzeiten herausgestellt – was für Beschäftigte sehr attraktiv oder sogar notwendig sein kann.“
Ratinger Kinder sollen bevorzugt in Kita aufgenommen werden
Da durchaus viele Beschäftigte Ratinger Unternehmen auch in der Stadt wohnen, richte sich dieses Angebot an genau diese Eltern. Mit dem Betreiber der Einrichtung Westhäkchen sei abgestimmt, dass selbstverständlich Ratinger Kinder zuerst aufgenommen werden, weil der Rechtsanspruch der Ratinger Kinder gegen die Stadt Ratingen geltend gemacht werden kann. Sollten darüber hinaus Plätze verfügbar sein, können diese im Wege der zu begründenden Ausnahme auch an gemeindefremde Kinder vergeben werden. „Dies bedarf in jedem Einzelfall der Genehmigung der Leiterin des Amtes für Jugend, Familie und Gesundheit“,
betonte Steuwe.