Konzentration für Theaterauftritt
Bis es am Ende für die Westhäkchen viel Applaus gab, war hinter den Kulissen viel zu tun.
Das Licht ist herunter gefahren, noch ist es leer auf den Rängen des Stadttheaters. Dort, wo rund drei Stunden später über 500 Menschen aller Altersklassen lang anhaltenden Applaus mit stehenden Ovationen spenden, ist noch gar nichts los — die Ruhe vor dem Sturm. Es sind noch rund 45 Minuten bis zum Auftritt der Westhäkchen am Europaring. Zum dritten Mal in ihrer Geschichte treten die Nachwuchs-Kabarettisten des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in ihrer über zwei Jahrzehnte währenden Geschichte hier auf.
Für das aktuelle Ensemble ist es die erste Show vor solch einer Kulisse. Und so überrascht es nicht, dass eine gewisse Grundnervosität spürbar ist. Hektisch läuft ein Teil der Gruppe immer wieder von der Garderobe zum Bühneneingang, ein anderer schreibt schnell noch eine Nachricht auf dem Smartphone.
Hendrik Sidar hat für so etwas keine Zeit. Der großgewachsene Blondschopf hat nämlich neben seinen Rollen auf der Bühne auch hinter dem mächtigen Vorhang im Stadttheater eine ganz wichtige Funktion: Er organisiert die Umbauten zwischen den einzelnen Nummern, bespricht sich mit einer Helferin, die den Vorhang bedient. „Hoffentlich klappt das bei der großen Bühne alles“, sagt er und wirft einen prüfenden Blick in Richtung der Bretter.
Eine Bühne, die locker die zehnfachen Ausmaße ihres Stammhauses hat — im Freizeithaus in West ist alles viel kleiner, kuscheliger und intimer. Macht aber nichts, ist sich Regisseur Heiner van Schwamen sicher. „Ihr rockt den Laden“, ermutigt er die Jugendlichen.
Alle hat er zur traditionellen Entspannungsübung auf die Bühne gebeten. Das Licht ist noch weiter gedimmt, die Akteure liegen auf dem Rücken, haben die Augen geschlossen — machen Atemübungen. „Ihr werdet ganz ruhig und achtet ganz genau darauf, wie ihr atmet“, sagt van Schwamen mit sonorer Stimme. Und tatsächlich schaffte er es, de Hektik herauszunehmen. Seine Truppe wird zunehmend ruhiger — zumindest für ein paar Minuten. Anton Lenger, eines der musikalischen Multitalente der Gruppe, wirft noch einmal einen Blick auf sein Skript für eine Nummer — bloß nicht den Text vergessen.
Einige Meter weiter deklamiert Felix Brochhausen seinen Monolog über die Taliban und andere Extremisten. Übrigens eine der Nummern, die van Schwamen vor der Premiere Gedanken gemacht hatten: „Kann ich Jugendliche in den heutigen Zeiten solche Nummern spielen lassen?“ Kann er. Und gerade deshalb werden die Westhäkchen auch an diesem Abend wieder eine Klasse für sich sein.