Kraftwerk für die Innenstadt

Stadtwerke planen eine Energiezentrale an der Minoritenstraße. Sie soll Strom, Wärme und Kälte für die City produzieren.

Ratingen. Es ist schon eine Art eierlegende Wollmilchsau, die die Stadtwerke planen: An der Stelle der nicht mehr genutzten Werkstatt des Adam-Josef-Cüppers-Berufskollegs soll eine Energiezentrale errichtet werden, die neben Strom auch Fernwärme und sogar Kälte produziert. Der seit längerem leerstehende, das Stadtbild nicht gerade bereichernde Pavillon würde dafür abgerissen. Pläne, ihn zu modernisieren, sind damit vom Tisch.

Die Alternative ist nicht nur optisch attraktiver, sie bringt die Stadtwerke auch als eigenständigen Energieerzeuger einen großen Schritt voran. In der geplanten Energiezentrale soll ein Blockheizkraftwerk mit einem Gasmotor Strom und Fernwärme erzeugen: Der Strom wird ins Netz eingespeist, die Fernwärme über Leitungen zu Privatkunden und Geschäften geleitet. Zudem kann eine Kältemaschine eiskaltes Wasser produzieren, das als Kühlmittel in ein sogenanntes Nahkältenetz eingespeist wird. Kosten: mehrere Millionen Euro.

Hans-Horst Sprenger, Leiter der technischen Dienste der Stadtwerke: „Damit könnten Kaufhäuser, Banken und Geschäfte in der Innenstadt mit Kälte versorgt werden und sich eigene Klimaanlagen sparen.“ Auch das neue Rathaus, die benachbarte Sparkasse und sogar das St. Marien-Krankenhaus wären als Abnehmer denkbar. Öffentliche Gebäude, Geschäfte wie auch Privathäuser kämen natürlich auch als Abnehmer von Fernwärme in Betracht. Wer in den nächsten Jahren eine neue Heizung braucht, für den wäre Fernwärme eine gute Option.

Im Untergeschoss der Energiezentrale sind Gasmotor, Kesselraum und Pufferspeicher untergebracht, im Erdgeschoss befinden sich Kältemaschine, Kühlturm und Schaltanlage. Rein äußerlich ähnelt der Flachbau eher einem Showroom als einem Kraftwerk, lediglich die vier Schornsteine deuten darauf hin. Eine Glasfassade könnte zudem interessante Einblicke bieten. Sprenger kann sich auch vorstellen, dass es für Schüler der technischen Berufe am Berufskolleg Führungen geben wird.

Das Herzstück der Energiezentrale, der Gasmotor, soll eine Leistung von rund drei Megawatt (MW) erbringen. Das entspricht der Heizleistung von etwa 350 Hausheizungen. Zum Vergleich: Das Blockheizkraftwerk in West verfügt mit 49,5 MW über die 16-fache Leistung. Es versorgt rund 16 000 Menschen in 5200 Wohnungen mit Wärme. Der Motor sei zudem sehr emissionsarm, versicherte Sprenger. Die Bauvoranfrage laufe bereits.

Die geplante Energiezentrale könnte auch noch eine weitere Option bieten: Notstromversorgung. Sprenger: „Gerade sensible Infrastrukturen wie ein Rathaus oder eine Sparkasse könnten daran angeschlossen werden.“ Und wenn dann in der Innenstadt für die Verlegung der Wärme- und Kälterohre gebuddelt wird, wollen die Stadtwerke ihr Glasfasernetz für schnelle Datenübertragung ausbauen. Über das Projekt wird demnächst im Hauptausschuss und im Rat beraten.