Kultur: Keine klare Linie fürs Museum
Im Ausschuss wurde intensiv über die von der Verwaltung geforderte Sparkur diskutiert. Es bleiben aber viele Fragezeichen.
Ratingen. Geklotzt müsste werden, um das Museum der Stadt Ratingen nach vorne zu bringen. Stattdessen wird nicht einmal richtig gekleckert. Dass in Zeiten knapper Kassen jeder Euro zweimal umgedreht werden muss, weiß man auch im Kulturausschuss, dennoch brachten die Sparvorschläge der Verwaltung die Politiker fraktionsübergreifend in Harnisch. Einhelliger Tenor: Wenn es mit dem Museum aufwärts gehen soll, dürfe nicht an den existenziellen Grundlagen gerüttelt werden, wie das die von der Verwaltungsspitze geforderte Sparkkur getan hätte.
Hintergrund: Für die Erstellung des Bestandskataloges, der endlich einmal die vielen und wertvollen Schätze des Museums erfassen und archivieren soll, braucht es einmalig 25 000 Euro für eine entsprechende Computersoftware. Die wollte die Verwaltung knapp zur Hälfte damit gegenfinanzieren, indem sie beim Aushilfs- und Aufsichtspersonal drastisch spart. Die Folge: Das Museum müsste noch an einem weiteren Tag geschlossen bleiben.
Zuletzt wurden bereits die Öffnungszeiten um etliche Stunden gekappt. Wie man mit eingeschränkter Öffnung die dringend erforderliche Steigerung der Besucherzahl erreichen will, bleibt indes das Geheimnis in der Verwaltungsspitze. Dabei war das Stadtmuseum zuletzt auf einem guten Weg: Die Besucherzahlen haben sich von 2005 bis 2010 auf 15 670 mehr als verdoppelt. Und die Eintrittsgelder erreichten mit knapp 15 000 Euro einen nie erreichten Stand — nicht zuletzt wegen der Ausstellungsmagneten Dieter Nuhr und Goya.
Nahezu einstimmig beschlossen der Ausschuss deshalb, die jetzigen Öffnungszeiten beizubehalten und die Mittel für die Erstellung des Bestandskataloges zusätzlich bereitzustellen. Tenor war aber auch: Um dem Museum einen kräftigen Schub zu geben, braucht es mehr.
Zudem brannten dem Ausschuss noch diverse Fragen unter den Nägeln: Wann wird die Museumsleitung endlich neu besetzt? Was passiert mit der Amtsleitung des Kulturamtes? Die Antworten von Kulturdezernent Dirk Tratzig konnten nicht befriedigen: Nachdem die Kandidatin erster Wahl quasi in letzter Minute abgesagt hat, soll im April die Personalauswahl-Kommission eine neue Museumsleitung finden. Mit dem Wechsel von Amtsleiterin Inge Röhnelt nach Krefeld, wird im April auch das Kulturamt führungslos. Dem Vernehmen gibt es im Verwaltungsvorstand Pläne, das Kulturamt mit einem anderen Fachamt zusammenzulegen, um Synergien zu erzielen. Doch das Interesse scheint rathausintern sehr verhalten zu sein: Der Posten gilt als heißer Stuhl oder gar Schleudersitz.