Lintorfer kämpfen für die Idylle
Die Stadt will in Lintorf mehr Wohnungen und Gewerbe. Doch die Politik ist dagegen.
Ratingen. Die Diskussionen, was aus vorhandenen Flächen in Ratingen wird, ist in den Stadtteilen angekommen. In Lintorf und Breitscheid regt sich Widerstand gegen die Pläne der Verwaltung, 50 Hektar Fläche, die bis jetzt Grünstreifen waren, in Wohnbebauungs- und Gewerbefläche umzuwandeln.
Bereits am 22. August war das Thema auf der Agenda des Bezirksausschusses Lintorf/Breitscheid. Die Ausschussmitglieder wollten aber mehr Informationen zu den Plänen der Verwaltung haben, weil sie aus ihrer Sicht nicht detailliert genug waren. Der Tagesordnungspunkt wurde verschoben. Nun ging es in eine zweite Runde. Allerdings wurden die Ausschussmitglieder laut Detlev Czoske (Bürger Union) über die Pläne im Vorfeld nicht ausreichend informiert.
„Das Planungsamt hat nicht wie in der Augustsitzung beschlossen, die überarbeiteten Unterlagen zum Thema Regionalplanung vorgelegt“, sagt er. Wir haben nur eine Power-Point-Präsentation als Tischvorlage bekommen. Aber die haben wir auch schon in der Augustsitzung gesehen.“
Ein besonderer Dorn im Auge der Ausschussmitglieder ist der Vorschlag der Stadt, die Fläche rund um das Fliedner Krankhaus als Wohnbebauungsgebiet im Regionalplan auszuweisen. „Das würde einfach den Charakter der gesamten Landschaft dort zerstören“, sagt Czoske. Zudem sei es auch fragwürdig, ob es Sinn ergebe, so viel potenzielle Siedlungsfläche vorzuhalten. „Lintorf hat gar nicht die Infrastruktur, um all die Menschen, die dann vielleicht in neuen Siedlungen wohnen, zu versorgen. Zudem ist die Verkehrssituation in Lintorf schon jetzt eine Katastrophe“, sagt er. Warum Lintorf so viel Siedlungsfläche bekommen soll, können er und die meisten Ausschussmitglieder daher nicht verstehen. „In Homberg gibt es viel mehr Flächen, die sich dafür eignen“, sagt er. Den Vorschlag der Verwaltung, weitere Siedlungsflächen in Breitscheid vorzuhalten, finden die Ausschussmitglieder hingegen gut. „Dann bietet sich die Chance, dass Breitscheid ein richtiger Stadtteil wird — mit der Chance auf eine vernünftige Infrastruktur mit einem Ortsmittelpunkt“, sagt er.
Im Planungsamt können die Verantwortlichen die Aufregung der Ausschussmitglieder nicht verstehen. „Das sind Flächen, die auch schon in der Vergangenheit zur Diskussion standen, ob da nicht auch Wohngebäude oder Gewerbe angesiedelt werden können“, sagt Vera Siegriff, Sachgebietsleiterin Stadtentwicklung. Dass die Infrastruktur in Lintorf keine Versorgung neuer Bewohner sicherstellen kann, dieses Argument kann sie nicht verstehen.
„Problematisch ist sicherlich die Einkaufssituation. Aber ansonsten sichern mehr Einwohner auch die Infrastruktur. Schon jetzt haben wir doch Probleme mit Schülerzahlen und mussten deshalb die Realschule als eigenständige Schule aufgeben“, sagt sie. Mit mehr Einwohnern und damit jungen Familien mit schulpflichten Kindern könnte einem weiteren Schulsterben entgegengesteuert werden.
Zu den Vorwürfen, die Verwaltung habe die Ausschussmitglieder nicht im Vorfeld ausführlich über die Pläne informiert, sagt sie: „Alle Fraktionen bekommen immer mehrfach die Pläne und Beschlussvorlagen geliefert, sobald sie von Verwaltungsseite bearbeitet worden sind.“
Fest steht auf jeden Fall, dass das Thema nun im Stadtentwicklungsausschuss landet. Die Beschlüsse zur Flächennutzung, die dort und im Stadtrat gefällt werden, gelten dann. Die Stadt wird dann der Bezirksregierung die beschlossen Pläne zur Flächennutzung mitteilen, weil diese Behörde den Regionalplan aufstellt.