SWAT-Mission in Ratingen: Elitecop für einen Tag
In einem Gewerbegebiet in Ratingen üben sich Normalos als schwer bewaffnete Mitglieder einer Spezialeinheit der Polizei, dem SWAT-Team. Die WZ hat mitgespielt.
Ratingen. Es ist heiß, der Schweiß rinnt, die Schutzbrille ist völlig beschlagen, das Sichtfeld eingeschränkt. Der Helm drückt auf den Kopf und macht in Verbindung mit der Schutzweste jede Bewegung zur Qual. Auf den Befehl des Einsatzleiters hin wird die Immobilie in einem Ratinger Gewerbegebiet gestürmt, um den Entführer zu überrumpeln.
Die Hand greift nach Walther P99, — aber der Raum ist leer. „Sicher.“ Der Ruf bedeutet Entwarnung für das Team. Plötzlich schallen aus einem anderen Zimmer Hilferufe. Der Schildträger geht voraus, das erste und zweite Einsatzduo folgen, den Abschluss bildet die Nachhut. Der Puls fliegt, der Körper schüttet in Massen Adrenalin aus. Der Entführer wird überwältigt, entwaffnet und in Handschellen abgeführt, die Geisel befreit.
„Super gemacht“, sagt Instrukteur Fritz Bezold. Die Schutzbrillen werden abgesetzt, die Waffen zurück ins Holster geschoben. Damit wird der martialische Spieltrieb erwachsener Menschen wieder an die Kette gelegt.
In Gruppen von jeweils sechs Personen schlüpfen sie einen Tag lang in die Rolle des Mitglieds einer Eliteeinheit wie etwa der GSG 9. Hier heißt das „SWAT-Team“ und kostet bis zu 295 Euro. Dafür gibt’s sechs Stunden Programm, DVD und T-Shirt.
„SWAT“ — das steht in den USA für „Special Weapons and Tactics“ und bedeutet, das Waffen und Strategien angewendet werden, die für normale Polizisten tabu sind.
„Wir wollen den Leuten ein Event bieten, das es sonst nirgendwo anders gibt“, erklärt Fritz Bezold, Inhaber der Düsseldorfer Firma Defensive Services, die Entstehung der SWAT-Mission. Es gehe darum, mit authentischer Ausrüstung Einsätze der amerikanischen Eliteeinheit nachzuspielen.
Neben Helm, Overall, Schutzweste und Protektoren besteht die Ausrüstung auch aus einer originalgetreuen Nachbildung der Handfeuerwaffe Walther P99, wie sie die Polizei NRW benutzt. Als Munition dienen Plastikkugeln. Die sollen ungefährlich sein.
Begonnen hat der Tag völlig unspektakulär. Zunächst wurden die Teilnehmer über den Ablauf des Tages in Kenntnis gesetzt. Es folgte eine Einführung in die Vorgehensweise von Eliteeinheiten, technische Details zur Ausrüstung und eine Vorstellungsrunde der Teilnehmer.
Nachdem Einteilung in die Teams „Blau“ und „Rot“, wird’s praktisch: Erste Schussübungen und das Stürmen von Räumen stehen auf der Tagesordnung. Anschließend heißt es, Geiseln zu befreien und Entführer dingfest zu machen.
Nach jeder „Mission“ erfolgt eine Nachbesprechung, wo auch neue Strategien entwickelt werden. „Nicht das Rumballern mit den Waffen steht im Vordergrund“, betont Bezold, „sondern vielmehr die Interaktion im Team“. Deeskalation heiße das Zauberwort, also Entspannung einer emotional aufgeladenen Situation ohne Gewalt.
Die SWAT-Spieler sind am Ende des Tages begeistert. „Ich bin voll auf meine Kosten gekommen“, sagt Stefan Berten. Sein Freund Kevin Nehrkorn befindet sich im Stadium der Verarbeitung: „Ich bin immer noch voller Adrenalin, es war einfach großartig.“