„Manege“ wird wieder Ort für Poetry Slam
Kristina Winterholer vom Jugendzentrum entdeckte die „Poesieschlacht“ für Ratingen.
Lintorf. „Diese Frau ist ein Glücksfall“, schwärmt Jochen Celler über Kristina Winterholer. Seit September 2015 zählt sie mit zum von ihm geleiteten „Manege“-Team. Ob sie eines Tages die Geschicke ganz übernimmt? „Sie zählt zum frischen, dynamischen Nachwuchs“, sagt er über die 29-jährige Kollegin, die es ihm und Reinhold Mohnung, „also uns alten Säcken“, leichter macht, irgendwann „beruhigt in Pension zu gehen“.
Eine der kreativen Ideen der Frau, die nach einer Ausbildung zur IT-Systemkauffrau ihren Abschluss als Wirtschafts-Bachelor of Arts, Schwerpunkt Kulturmedien und Freizeitmanagement, in Bochum machte, ist zum Beispiel der Poetry Slam. „Auf so eine Idee wäre ich nie gekommen“, sagt Jochen Celler. Für Kristina Winterholer lag das Format auf der Hand. „Das ist doch jetzt die Zeit der Poesieschlachten.“ Also guckte sie, wer aus der Nachbarschaft sie bereits erfolgreich etabliert hat, fand Christine Brinkmann und Helge Goldschläger in Düsseldorf — und gewann beide fix als Moderatoren für die 4. Poesieschlacht am kommenden Mittwoch, 1. Februar (19.30 Uhr, „Manege“ an der Jahnstraße).
Von Kultur in allen Darreichungsformen ist Kristina Winterholer bekennender Fan. „Ich gehe oft und gerne landesweit auf Veranstaltungen.“ Vom Techno-Festival über Rock-Events bis zu Musical-Besuchen lässt sie nichts aus. Knapp dreijährig mit ihrer Familie aus Kasachstan in ein 400-Seelen-Dorf im Sauerland gekommen, fand sie früh Zugang zu den schönen Künsten — und dem Karneval. Vom sechsten bis 20. Lebensjahr war sie als Karnevalistin aktiv, „ich habe das geliebt“. Parallel dazu entdeckte sie ihr Potenzial als Organisationstalent für Projekte verschiedenster Art: Seit 2009 organisiert sie in Anröchte ein Festival für um die Zehntausend Leute, zu Studienzeiten arbeitete sie im Kulturreferat des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA). Aus etwa 50 Bewerbern bundesweit wurde sie für die vakante Stelle im Jugendzentrum Lintorf ausgewählt — sie passt haargenau in die Mange.
Zu den Aufgaben gehören Kooperationen mit Schulen wie die sogenannten Stufenfeten. Veranstaltungen für junge Leute an den Start zu bringen, findet sie toll: „Es ist schön, mit Jugendlichen zusammen zu arbeiten und zu erleben, wie die sich einbringen.“ Nie geht es ihr darum, irgendetwas Beliebiges zu machen, „das soll schon die Ratinger ansprechen und das muss zur Manege passen“. So wie der Comedy Punch Club. „Mein Freund und ich hatten eine Show in Solingen gesehen und waren begeistert“, erinnert sie sich an das von Marcus Budde fürs bergische entwickelte Format. „Jetzt“, so sagt er, „eröffnen wir in Lintorf eine Zweigstelle des Punch Clubs. Davon habe ich schon immer geträumt.“
Mit Träumerein hat ihr Job wenig zu tun, sagt Kristina Winterholer. Nach dem alten Karl-Valentin-Spruch „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, versucht sie bei allem vor allem den Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und Finanzierung nicht aus den Augen zu verlieren. „Ich habe einen tollen Chef, der mich vieles ausprobieren lässt. Aber die Zahlen müssen auch stimmen“, verweist sie mit Blick auf den städtischen Etat und die Wirtschaftlichkeit. Entsprechend eng ist der Dialog mit der Zielgruppe.
Eines der Ergebnisse einer Befragung ist die Reaktivierung des Termins „Manege rockt“. „Ich liebe Live-Musik“, begeistert sich die 29-Jährige. In der Weiterentwicklung soll eine spezielle Ausgabe im März einheimischen (Nachwuchs-)Bands die Chance geben, sich an der Jahnstraße zu präsentieren. Ihr Beruf ist Berufung, auch in der Freizeit dreht sich viel um Kunst und Kultur, gerne auf Kleinkunstbühnen, oder sie geht Klettern. Außerdem versucht sie, noch mehr Bezug zu Ratingen zu bekommen. „Eine wirklich niedliche, hübsche Stadt.“