Ministerin besucht Gut Volkardey
Der Termin war streng geheim gehalten worden: Ursula von der Leyen (CDU) sprach im kleinen Kreis über ihre politischen Herausforderungen.
Ratingen. Die Bundesverteidigungsministerin war überpünktlich. Um 9.59 Uhr rauschte die schwere abgedunkelte Limousine heran: Ursula von der Leyen (CDU) stieg aus — und war gleich in ihrem Element. Denn den hochgewachsenen Mann, der sie da so herzlich begrüßte, kennt sie von zahlreichen Reitsportveranstaltungen: Theo Leuchten, Chef von Gut Volkardey, Vizepräsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und Aufsichtsratschef der Volksbank Düsseldorf-Neuss.
„Schön, dass wir uns mal wiedersehen“, sagte von der Leyen, die sich im Schnelldurchgang den Hof zeigen ließ und dennoch Zeit für ein kurzes Gespräch mit Reitern hatte. Und so traf sie prompt Diedrich Baumgart, der ihr zurief, dass er zusammen mit ihrem Mann Heiko Medizin studierte habe. Und sie traf auch Andrea Baumgart, die erzählte, dass man sich von gemeinsamen Reitveranstaltungen kenne. Breites Strahlen bei der Ministerin, die gewiss gerne weiter geplaudert hätte, aber das eng gefasste Protokoll sah einen Kurzvortrag mit Diskussion vor.
Von der Leyen, selbst passionierte Reiterin, wirkte gestern sehr locker und gelöst. Momente des Durchatmens an einem herrlichen Sommermorgen, den sie zu Teilen für ihren Ratinger CDU-Kollegen Peter Beyer reserviert hatte. Der will wieder in den Bundestag einziehen und hat es in der heißen Wahlkampf-Phase tatsächlich geschafft, die Bundesverteidigungsministerin („Ich bin gerne hierhin gekommen“) in das Volkardeyer Stübchen einzuladen. Das wirkte eng, etwas antiquiert, aber doch sehr gemütlich.
Der kleine Raum war rappelvoll. Unter den neugierigen und konzentriert lauschenden Gästen sah man Georg Hoberg, Baas der Ratinger Jonges, zahlreiche Mitglieder der CDU-Fraktion und Wolfgang Leyendecker (MIT/Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU). Auch Bürgermeister Klaus Konrad Pesch war zu dem Termin gekommen. Er hatte das Goldene Buch der Stadt Ratingen mitgebracht, in das sich die Ministerin später eintragen sollte.
Von der Leyen sprach sehr offen über ihre politischen Herausforderungen, über Bündnistreue mit Blick auf die Nato, über die historisch gewachsene Verpflichtung Deutschlands, für Stabilität in Europa zu sorgen. Sie ging aber auch — und dies unverblümt — auf die Versäumnisse und Verfehlungen in der eigenen Truppe ein. Ein großes Problem, von CDU-Fraktionschef Ewald Vielhaus angesprochen, ist die Cyber-Kriminalität. „Unsere Bundeswehr hat täglich 4500 Hacker-Angriffe“, erklärte von der Leyen, die berichtete, dass man eine eigene, sehr personenstarke Cyber-Truppe aufgestellt habe, um diese subtile Front zu bekämpfen.
Am Ende der knapp einstündigen Veranstaltung überreichte ihr Hausherr Leuchten ein Leder-Halfter mit der Aufschrift Libelle — der Name eines Pferdes, auf dem Ursula von der Leyen sportliche Erfolge erzielte. Dann rauschte die Ministerin vom Hof. Der nächste Termin führte sie in das Ruhrgebiet. Übernachtet hatte sie im nicht weit entfernt gelegenen Schlosshotel Hugenpoet in Essen.