Müllabfuhr verweigert die Abholung

Die Verwaltung hat Straßen als zu gefährlich identifiziert. Anwohner müssen teilweise selbst Containerstellplätze einrichten.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Vor vier Jahren zog sich der damalige Rechtsdezernent Dirk Tratzig den Zorn zahlreicher Bürger zu. Weil Privatstraßen wie beispielsweise Am Tannenbaum in Hösel zu gefährlich für die schweren Müllfahrzeuge waren, wurde die Entsorgung dort eingestellt, Betroffene mussten einen gut zugänglichen Containerstandort einrichten. Es gab eine lange Diskussion. Die Stadt beschaffte aber auch ein „Bonsai-Müllauto“ sowie ein weiteres mit engem Radstand.

Nun legte die Verwaltung nach: Die Zahl der Problemstraße ist auf 213 gewachsen, davon 31 mit „hohem Gefährdungspotenzial“. In zehn Problemstraßen mit Parksündern hofft man mit einem Katalog von „ordnungsrechtlichen Maßnahmen“, sprich Halteverbotsschilder, Sperrflächen, regelmäßigen Kontrollen und rigorosem Abschleppen von Falschparkern, die Anwohner zu mehr Disziplin bewegen zu können.

Dazu gehören unter anderem Am Lindchen, Am Schützenbruch, Bleichstraße, Brachter Straße, Mozartstraße und Schipperhaus/Am Dickelsbach. Es gebe dort ein „sehr hohes Risikopotenzial“ durch teils lange, kurvige Rückfahrstrecken.

Doch dort, wo die Beschaffenheit der privaten Wege nicht mehr ausreicht und das Befahren auch mit einem kleinen Fahrzeug schnellstmöglich eingestellt werden muss, müssen die Betroffenen Containerstandorte einrichten: Dazu gehören unter anderem Artzbergweg, Neuhaus 15 bis 60, Hohenanger, In den Höfen und Nottberg. Meist handelt es sich dabei um Straßen im Ratinger Außenbereich mit wenig Betroffenen.

Ausnahme: Die Straße Neuhaus in Hösel zum Beispiel ist 520 Meter lang und nur bis Haus Nummer 34 ausgebaut und „öffentlich gewidmet“: Ab dem Sportplatz ist es eine Privatstraße. Weil es keine Wendemöglichkeit gibt, müssen die Müllautos etwa 350 Meter rückwärts fahren. Die Stadt empfiehlt unter anderem neben einem Behälterwechsel einen Ausbau einer städtischen Fläche zu einem Container-Standort.

Die Stadt dazu: „Insbesondere in schmalen oder kurvigen Straßen, in denen auch die kleinen Abfallsammelfahrzeuge nicht wenden können, bietet sich keine andere Alternative für eine Gefährdungsreduzierung an, als die Anlieger zur Bereitstellung der Abfallbehälter an der nächstgelegenen und für das Abfallsammelfahrzeug anfahrbaren Straße zu verpflichten“, wie es von der Stadt heißt.

Die strengen Arbeitsschutzbestimmungen und auch Unfälle mit den schweren Müllfahrzeugen zwangen die Stadt, Straßen und Wege, die früher angefahren wurden, genauer unter die Lupe zu nehmen.

Neben unbefestigten Fahrbahnrändern machen meist fehlende Wendemöglichkeiten den Mitarbeitern das Leben schwer.

Die Sanierung ist den meist nur wenigen Eigentümern kaum zuzumuten.

Im Jahre 2014 wurde der Prüfauftrag erteilt, danach machten sich die Gebührenkommission und die Projektgruppe sich an die Arbeit. Die Stadt testet zudem ein Fahrerassistenzsystem, das bei Hindernissen automatisch bremst.