Kultur in Ratingen Museum Cromford verwandelt sich jeden Abend in ein Kunstprojekt

Ratingen · Im Rahmen des Medienkunstfestivals „Futur 21“ verwandelt die Künstlerin und Filmemacherin Parisa Karimi die Fassade des Herrenhauses Cromford mit ihren Projektionen.

 Die Lichtinstallation von Parisa Karimi am Herrenhaus Cromford zeigt Motive aus der Geschichte des Standorts.

Die Lichtinstallation von Parisa Karimi am Herrenhaus Cromford zeigt Motive aus der Geschichte des Standorts.

Foto: Achim Blazy (abz)

Es ist ein groß angelegtes Medienkunstfestival, das die beiden Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) vom 5. März bis zum 2. April an allen 16 Industriemuseen in NRW stattfinden lassen. Unter dem Titel „Futur 21 – kunst industrie kultur“ beleuchten nationale und internationale Künstler die Themen „Arbeit“, „Energie“, „Ressourcen“ und „Fortschritt“ mit Licht- und Klanginstallationen, digitalen Kunstwerken und eben auch mit dem Projection Mapping, das vom 26. März bis zum 2. April allabendlich auf die Fassade des Herrenhauses projiziert wird.

Die Medienkünstlerin und Filmemacherin Parisa Karimi hat für die Themenwoche „Fortschritt“ die Geschichte der Textilfabrik Cromford kritisch unter die Lupe genommen und sie in ihren Projektionen mit Visionen für die Zukunft verknüpft. „Ich habe mir zuerst Gedanken gemacht und ein Konzept entwickelt“, erzählt Karimi, die an der Akademie für Medienkunst in Köln studiert hat. Danach begann die eigentliche Arbeit, die überwiegend aus Recherche und Interviews bestand.

Zeitzeugenberichte aus dem Zweiten Weltkrieg vertont

 Die Rückseite des Herrenhauses und des Museumsgebäudes sind blau.

Die Rückseite des Herrenhauses und des Museumsgebäudes sind blau.

Foto: Achim Blazy (abz)

„Ich habe im Oktober angefangen vor Ort“, sagt sie, „im Stadtarchiv.“ Hier fand sie Zeitzeugenberichte aus dem Zweiten Weltkrieg, die sie für ihr Werk vertonen ließ. Sie arbeitete mit einem ehemaligen Integrationsbeauftragten zusammen, nahm Kontakt mit Nachfahren ehemaliger Arbeiter und Arbeiterinnen der Textilfabrik auf, die ebenfalls in ihrem Werk zu Wort kommen. Außerdem gab sie einen Creative Writing-Workshop für Jugendliche, um deren lichte und positive Vorstellungen einer fairen und nachhaltigen Gesellschaft im Jahr 2072 mit der dunklen und bedrückenden Vergangenheit der Textilfabrik zu verweben.„Ich wollte Stimmen, Perspektiven hörbar machen, die sonst nicht präsent sind“, sagt Parisa Karimi. Ihre 14-minütige Arbeit trägt den Titel „Pluriversum“.

„Es geht nicht darum, Technik abzufeiern“, betont Nada Schroer, Kuratorin des Medienkunstfestivals „Futur 21“. „Fortschritt wird hier nicht unkritisch betrachtet.“ Dabei gehe es in Parisa Karimis „einzigartiger Projektion um den Ort und die Auseinandersetzung mit diesem“. Während die Projektion „Pluriversum“ nur in dieser einen Woche ab 19.30 Uhr an der Fassade in Dauerschleife zu erleben ist, wird die Medienwand „Baumwollgeschichten“, die von der Designerin Simone Glück und der Autorin Svenja Jessen entwickelt wurde, dauerhaft im Industriemuseum Textilfabrik Cromford bleiben und die neu konzipierte Dauerausstellung ergänzen.

 Parisa Karimi hat die Lichtinstallationen konzipiert und umgesetzt.

Parisa Karimi hat die Lichtinstallationen konzipiert und umgesetzt.

Foto: Achim Blazy (abz)

Auf einem großen Touch-Screen-Bildschirm können sich Besucher durch zehn Kapitel rund um die Baumwolle klicken. „Es ist nicht nur historisch, sondern reicht stark in die Gegenwart“, sagt Museumsleiterin Claudia Gottfried. Mit kurzen Texten, Bildern und animierten Grafiken werden hier bekannte und unbekannte Geschichten rund um das „weiße Gold“ erzählt – von der „Baumwollkapsel“ über „Kinderarbeit“ bis zum „Baumwollkapselwurm“.