Städtische Friedhöfe in Ratingen Ratingens Friedhöfe besser pflegen

Ratingen · Immer wieder gab es Kritik von Besuchern. Die Stadt hat reagiert. Die Mehrkosten hierfür seien gering, für die Würde und Aufenthaltsqualität der Friedhöfe aber sei ein einheitlich höherer Pflegezustand ein Gewinn.

Die Stadt will die städtischen Friedhöfe (hier der Waldfriedhof in Ost) besser pflegen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Immer wieder gibt es dieses Problem, das bei Besuchern für Kritik sorgt. Ein einfacher Pflegestandard führte bei den städtischen Friedhöfen zu einem spürbaren Attraktivitätsverlust: Wege verwildern, Bewuchs wuchert dort, wo er für eine gute Begehbarkeit für die oft älteren und mitunter mobilitätseingeschränkten Friedhofsbesucher nicht hingehört, die Grünflächen wirken ungepflegt, Brombeerhecken wachsen wild. Botschaft: So kann nachhaltige Pflege nicht aussehen.

Um die Bestattungsgebühren möglichst lange (seit 2015) und trotz Kostensteigerungen konstant zu halten, hatte es die Stadt aufgrund früherer politischer Vorgaben lange mit Service-Level 3 für Wege und Grünflächen versucht und die Bestattungszeiten eingeschränkt. Es gibt 3 Service-Stufen – 1 ist der höchste – 3 der niedrigste. Zukünftig soll es aber so nicht weitergehen – es gab zuletzt auch kritische Hinweise von Besuchern.

Für die letzte Ratssitzung schlug Bürgermeister Klaus Pesch daher in einer Vorlage eine Verbesserung mit Blick auf den Service-Level auf „2“ und flexiblere Bestattungszeiten vor. Auf den fünf städtischen Friedhöfen finden etwa 650 Bestattungen pro Jahr statt. Das Angebot der Bestattungsformen ist dabei variabler geworden: von der klassischen Sarg- oder Urnenbestattung über Grabfelder bis hin zu Streuwiesen wird in Ratingen eine vielfältige Bestattungskultur für alle religiösen und kulturellen Einstellungen vorgehalten.

Friedhöfe dienen aber auch für den Besuch Verstorbener oder einfach für Spaziergänge an einem ruhigen, grünen Ort. Dabei spielt nach Ansicht der CDU-Fraktion auch ein gepflegter Zustand der Grünflächen eine wichtige Rolle für das Gesamterscheinungsbild. In seinem mündlichen Vortrag in der Ratssitzung schlug CDU-Fraktionsvize Gerold Fahr vor, auch für Grünflächen und Bäume den Service-Level auf den mittleren Bereich „2“ anzuheben.

Die Mehrkosten hierfür seien gering, für die Würde und Aufenthaltsqualität der Friedhöfe aber sei ein einheitlich höherer Pflegezustand für viele Menschen ein Gewinn. Fahr betonte: „Auch mit diesen Verbesserungen, die wir in den nächsten Jahren sukzessive sehen werden, liegen die Ratinger Friedhofsgebühren im Städtevergleich des Bundes der Steuerzahler unverändert im unteren Bereich.“

Tatsächlich wird laut Gebührenvergleich in der Ratsvorlage 337/2021 zum Beispiel die Bestattungsgebühr für ein Urnenreihengrab dann 154,59 statt 138,67 Euro betragen. Der Mittelwert des Gebührenvergleichs des Bundes der Steuerzahler für NRW liegt hierfür bei 258,98 Euro. Ähnlich ist es beim Sargwahlgrab: Ratingen kommt zukünftig auf 487,36 Euro, der NRW-Durchschnitt liegt bei 752,93 Euro. Ratingen bleibt also – wie bei allen städtischen Gebühren – sehr günstig.

Die Argumente überzeugten insbesondere die Fraktion der BU, die dem CDU-Antrag beitrat und so die Standardverbesserung bei Enthaltung einiger anderer Ratsmitglieder eine Mehrheit fand. Die Verwaltung wird nun in den nächsten Monaten das Konzept, das unter anderem die Anschaffung eines Heißwassersprühgerätes gegen Grünbelag auf Wegen und die Einstellung von drei Mitarbeitern vorsieht, umsetzen, sodass ab dem kommenden Jahr Verbesserungen sichtbar werden.

Der Wald als Ruhestätte wird
seit Jahren immer beliebter

Fakt ist auch: Seit längerer Zeit befindet sich die Bestattungskultur in einem deutlichen Wandel. Der Wald als Ruhestätte wird seit Jahren immer beliebter. Diese Möglichkeit gibt es demnächst auch in Ratingen. Der „Ruhewald Lintorfer Mark“ wurde als Kooperation zwischen der Gräflich Spee’schen Verwaltung und der Stadt Ratingen in einem Waldstück im Bereich An den Hanten eingerichtet und anlässlich einer ökumenischen Einweihungsandacht gesegnet. Die ersten Beisetzungen wird es wohl schon im Februar geben.

„Als Waldeigentümer kann ich den Wunsch vieler Menschen, ihre letzte Ruhe unter Waldbäumen zu finden, sehr gut nachempfinden“, sagte Wilhelm Graf von Spee. „Daher war ich von Anfang an von der Idee eines Bestattungswaldes überzeugt, als sie bei uns vor nunmehr rund 20 Jahren aufkam.“ Doch lange Zeit fand sich kein Partner für die Umsetzung des Projektes, das ein aufwendiges und hürdenreiches Verfahren bis zur Inbetriebnahme durchlaufen musste. Die Stadt beobachtet nach eigenen Angaben seit jeher aufmerksam die Entwicklung der Bestattungskultur und stellt sich dem Geist der Zeit. Auf ihren Friedhöfen bietet sie schon seit längerem unterschiedliche Bestattungsarten an. „Der starke Trend zur Waldbestattung ist uns nicht verborgen geblieben“, sagte Bürgermeister Pesch. „Deshalb haben wir dem Rat der Stadt die Einrichtung eines Ruhewaldes auf Ratinger Gebiet
vorgeschlagen.“

Im Februar 2019 ist der Grundsatzbeschluss gefallen. Nach sorgfältiger Prüfung verschiedener möglicher Standorte erwies sich die Fläche An den Hanten als am besten geeignet. „Ich bin sehr froh, dass wir dieses Vorhaben in konstruktiver Zusammenarbeit mit der Spee’schen Verwaltung nun zu einem erfolgreichen Abschluss bringen konnten“, so Bürgermeister Pesch. Das Konzept: Die Stadt Ratingen wird Trägerin dieses offiziellen Friedhofs, der Spee’sche Forstbetrieb betreibt ihn im Auftrag der Stadt. Das ausgewählte Waldstück ist für seinen neuen Zweck besonders gut geeignet.

„Dort konnte sich ein Wald entwickeln, der sich durch seinen alten Baumbestand und seine natürlichen Biotope auszeichnet“, sagte Eberhard Piest, Leiter der Gräflich von Spee’schen Forstbetriebe. „Zugleich weist der schöne Mischwald auch Flächen mit jungen Bäumen auf, einige wurden auch frisch gesetzt, sodass wir sehr unterschiedliche und individuelle Bestattungsorte anbieten können.“