Ratingen Mitte Langes Warten auf Bad-Entwürfe

Ratingen · Das eingeleitete und komplexe Bebauungsplanverfahren schafft die Grundlage für die Neubaupläne. Wenn diese positiv ausfallen, können die Stadtwerke als Betreiber das Wettbewerbsverfahren mit Architektenbüros anstoßen.

Im Herbst des vergangenen Jahres wurden die ersten Planungen vorgestellt. Nicht alle Teilnehmer waren davon begeistert.

Foto: Fries, Stefan (frs)

Das Projekt nimmt erste Konturen an. Die Stadt stellt einen Bebauungsplan für ein neues Freizeitbad auf dem Gelände des Angerbades an der Lintorfer Straße auf. Die Stadt und die Stadtwerke Ratingen als Betreiber verfolgen dabei zwei Hauptziele: Zum einen soll ein zeitgemäßes Freizeitbad für die Ratinger Bevölkerung errichtet werden. In einem zweiten Schritt soll zudem anstelle des alten Hallenbades ein Sportbad für die Ratinger Schulen und Vereine gebaut werden.

Der Handlungsbedarf ist nach Angaben der Stadt offensichtlich. Das bestehende Hallenbad ist wegen des regen Zuspruchs durch den Schul- und Vereinssport sowie durch die Öffentlichkeit an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Außerdem weise das inzwischen 50 Jahre alte Schwimmbad trotz zwischenzeitlicher Sanierungen erhebliche bauliche Mängel auf, so die Stadt.

Geplant ist folgender Ablauf: Im nördlichen Bereich des Schwimmbadgeländes und unter Inanspruchnahme eines Teils des Parkplatzes an der Lintorfer Straße soll zunächst ein Freizeitbad mit Attraktionen wie zum Beispiel einem Rutschenturm errichtet werden. Währenddessen bleibt das Hallenbad in Betrieb. Sobald das Freizeitbad fertig ist, wird das Hallenbad abgebrochen und neu gebaut. In dieser Zeit kann der Schwimmsport im neuen Freizeitbad betrieben werden.

Das eingeleitete Bebauungsplanverfahren schafft die Grundlage für die Neubaupläne. Wenn diese positiv ausfallen, können die Stadtwerke als Betreiber das vorgesehene Wettbewerbsverfahren mit mehreren Architekturbüros anstoßen. Nach der vorgezogenen Bürgerbeteiligung und der Auswahl des Entwurfes können Kosten belastbar berechnet werden. Erst danach können nach förmlicher Bürgerbeteiligung ein Satzungsbeschluss und ein Baubeschluss erfolgen, der dann verbindlich ist, hieß es zum weiteren Verfahren.

Fakt ist: Es wird ein langwieriger Prozess sein – mit vielen Hürden, die zu nehmen sind. Im besten Fall könnte man aus Sicht der Stadtwerke noch in diesem Jahr mit dem Architektenwettbewerb starten. Ob es dazu kommen wird, ist allerdings offen und fraglich, schließlich sind viele Aspekte zu prüfen. Und dies kostet viel Zeit. Den Stadtwerken ist es dem Vernehmen nach sehr wichtig, das Projekt mit der gebotenen Sorgfalt und ohne Hetze anzugehen.

Es gibt aber nicht nur Befürworter des millionenschweren Bau-Vorhabens:  Karl-Heinrich Gilson, Sprecher der Bürgerinitiative „Freizeitbad ja, aber nachhaltig“, hat die Bedenken der Anwohner hinsichtlich Verkehr und Parkplätzen, Gebäudegröße und Wassersituation unter anderem im Bezirksausschusss Mitte vorgetragen.

Hallenbad-Neubau würde auch  rund 24 bis 30 Monate benötigen

In der Ausarbeitung der Initiative,  geht es darum, auf die Probleme beim Neubau eines Freizeitbades im Bereich des Parkplatzes hinzuweisen. Ein neues Freizeitbad erhöhe das betriebswirtschaftliche Risiko der Gesamtinvestition unverhältnismäßig. Die von den Stadtwerken angeführten Synergieeffekte führten an der geplanten Stelle zu einer unnötigen Akkumulation von Risiken, so die Initiative.

Wilfried Georg, Amtsleiter Tiefbau, erläuterte im Bezirksausschuss die Unterscheidung von Starkregen- und Überschwemmungskarten und wies darauf hin, dass erst ab HQ100-Fällen Restriktionen für das Bauen entstehen. Die Überschwemmungskarten für das Baufeld weisen allerdings weder HQ100- noch die selteneren HQextrem-Fälle aus.

Mögliche Starkregenansammlungen könnten auf dem Grundstück zum Beispiel durch Rückhaltungen kompensiert werden. Unter der Bezeichnung HQ100 versteht man einen Hochwasserabfluss, der im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird.

CDU-Sprecher Gerold Fahr, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist, wies auf das sich abzeichnende Ende der Nutzungsdauer des 70er-Jahre-Bades hin und lobte das vorausschauende Handeln, das gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlage: Sicherung und Ausweitung für Schul- und Vereinssport im Sportbad ohne mehrjährigen Ausfall, zeitgerechtes Freizeitangebot in der neuen 25-Meter-Becken-Halle, die für Sport nutzbar sei, aber auch mit Angeboten für Jugendliche und Gesundheit aufwarten soll.

Zudem gebe es mehr Flexibilität beim Sommer-Winter-Wechsel durch einen gemeinsamen Eingangsbereich und damit eine bessere Wirtschaftlichkeit am Ort als weitere Pluspunkte.

Die Planungen für den Neubau des bestehenden Hallenbades werde man erst im Anschluss an diese Baumaßnahme beginnen können, so die Stadt. Auch dieses Projekt würde mit Abbruch, Neubau und Inbetriebnahme rund 24 bis 30 Monate benötigen.