Ökumene plus Integration
Am Stadtkirchenfest der evangelischen Kirchengemeinde beteiligten sich auch die Pfarre St. Peter und Paul und die Ayasofya Moschee. Den Besuchern gefiel das Angebot.
Ratingen. Ein bisschen was scheint ja dran zu sein an dem guten Draht nach oben: Trotz dunkler Wolken und kühlen Windes blieb es nämlich trocken — und die Leute strömten in Massen zum Festgelände. Pfarrer Gert-Ulrich Brinkmann strahlte dementsprechend schon um kurz nach zwölf über beide Backen: „Wir haben vor zehn Minuten angefangen, und schon gibt es überall lange Schlangen. Die Stimmung ist toll. Was will man mehr?“
Mit gut 1500 Gästen rechnete er im Laufe des Tages. Besonders freute sich Pfarrer Brinkmann, dass dieses Jahr nicht nur die Gemeinde St. Peter und Paul sich am Stadtkirchenfest beteiligte, sondern ebenfalls die Gemeindemitglieder der Ayasofya Moschee. „Die haben ganz spontan gefragt, ob sie sich auch dabei sein dürfen — und wir haben ebenso spontan Ja gesagt.“ So gab es neben den „katholischen“ Reibeplätzchen auch türkische Spezialitäten zu kaufen.
Viele Besucher des Stadtkirchenfestes waren von dem überraschenden Zusatzangebot besonders angetan. „Das ist gelebte Ökumene, mehr noch: gelebte Integration“, sagte Uschi Pitoni, die mit ihrer kleinen Tochter vor Ort war. „Ich finde es ganz toll, dass man hier miteinander feiert und aufeinander zu geht. Durch das Miteinander fallen viele Ängste weg und das Zusammenleben fällt dadurch leichter. Dass die Kirche diese Begegnung ermöglicht, finde ich ganz großartig.“
Ihre Tochter Miriam scherte sich allerdings wenig um derlei Gedanken — sie saß völlig aufgeregt im Schminkzelt und wartete darauf, dass eine der knapp 150 ehrenamtlichen Helferinnen sie mit Hilfe von Pinsel und Farbe in eine Prinzessin verwandelte. Das war nur eins der vielen Angebote für die Ratinger Kinder, die im Kirchgarten vom Evangelischen Kindergarten an der Turmstraße veranstaltet wurden. An einem anderen Stand konnten sie sich Tattoos aus dunkler Farbe aufsprühen lassen. Zahlreiche Spielstände sorgten weiterhin dafür, dass keine Langeweile bei den kleinen Besuchern aufkam.
Nach einem Familiengottesdienst wurde das große Fest rund um die Stadtkirche mit dem Posaunenchor unter Leitung von Klaus Simang eröffnet. Auf der Bühne gab es ein abwechslungsreiches Musikprogramm mit Klassik, Rock und Gospel: Ein offenes Singen mit Kindern, Kantorei und Senioren präsentierte das Spektrum der Chormusik in der Kirchengemeinde, die Anne-Frank-Schule führte ihr Musical „Der Rockfrosch“ auf, der Chor „Singing Westside“ sang Gospel, die Jugendgottesdienstband „Start to zero“ rockte am Abend die Bühne. Und zwischendurch hatte am Mittag die Sambagruppe „Sambazillus“ die Besucher der katholischen Messe abgeholt und sie mit heißen Rhythmen zur Stadtkirche geleitet.