Ostbahnhof: Stadt buhlt um Mieter
Der Ostbahnhof bietet viele Möglichkeiten. Nur Nutzer finden sich nicht— seit Jahren.
Ratingen. Was wird aus dem Ostbahnhof? Seit Jahren ist das schmucke Bahnhofsgebäude in regelmäßigen Abständen im Gespräch. Eigentlich könnte der Ostbahnhof eine gute Visitenkarte sein, die die Stadt an dieser Stelle allen per S-Bahn Ankommenden abgibt. Doch außer der attraktiven Fassade macht das Gebäude wenig her. Denn nach wie vor fehlt eine attraktive Nutzung. Aber ohne Konzept keine Sanierung, ohne Sanierung keine Nutzung — so ist der Stillstand programmiert.
Nachdem sich das Vorhaben „Lo(c)kschuppen“ an der Sandstraße zerschlagen hatte, wurde der Ostbahnhof als Jugendkulturzentrum ins Gespräch gebracht. Das Thema war schnell wieder vom Tisch. Denn dafür wäre eine aufwändige Schallisolierung erforderlich gewesen. „Das komplette Gebäude hätte bis zum Dach gedämmt werden müssen. Das wäre in die Millionen gegangen“, sagt Planungsamtsleiter Michael Hölzle.
Damit ist die potenzielle Nutzung als Auftrittsort für Bands zu den Akten gelegt. Nicht aber das Thema Kulturzentrum. So soll die Theaterkantine Düsseldorf noch Interesse am Ostbahnhof als neue Bleibe haben. Bei den Finanzfragen ist man aber weit voneinander entfernt. Hölzle: „Nichts spricht gegen ein privates Kulturzentrum. Die Stadt lässt aber die Finger raus.“
Im Grunde bietet das Gebäude viele Möglichkeiten. Eine „halböffentliche Funktion“ sollte das Gebäude haben, betont Hölzle. Denn schließlich soll nicht nur der Leerstand und schleichende Verfall des Gebäudes gestoppt werden, sondern mit einem Anziehungspunkt auch das Umfeld belebt werden. Gute Chancen hätte sicher eine attraktive Gastronomie — ohne Musik. Die Mitarbeiter in den umliegenden Bürogebäuden wären potenzielle Kunden, aber auch Geschäftsessen oder Betriebsfeiern wären dort denkbar. Auch einen Showroom hält der Amtsleiter für denkbar.
Interessenten gebe es immer wieder, doch bei der Kalkulation bekommen viele kalte Füße. Die Stadt will deshalb selbst aktiv werden und entwirft gerade ein Exposé für das Bahnhofsgebäude. Damit will sie ab Herbst auf Akquise gehen. Zur Verfügung steht den potenziellen Nutzern der ganze Grundriss samt Westflügel und Obergeschoss.
Was auch immer in den Ostbahnhof einziehen wird, eines wird es nicht sein: „Wir wollen nichts, was mit Rotlicht zu tun hat, hier drin haben. Da werden wir die Hand drauf halten“, versicherte Hölzle. Vor einigen Jahren wäre das nämlich beinahe passiert.