Politik streitet um Schulausbau

Welche Schule zuerst Hilfe seitens der Stadt bekommen soll, darüber stritten Politker bei der Ratssitzung.

Foto: Achim Blazy

Sie essen in fünf Schichten, haben im Durchschnitt zehn bis 15 Minuten Zeit, ihre Mahlzeit einzunehmen — Alltag für die Kinder der Anne-Frank-Schule, die dringend mehr Platz brauchen. Ein Anbau ist geplant, doch die Maßnahme soll erst im Jahr 2017 realisiert werden.

Stefanie Becht, die Schulleiterin, hat gleich mehrere Probleme, die mit Hilfe der Stadt gelöst werden könnten: mehr Platz bei der Über-Mittag-Betreuung, mehr Platz für Seiteneinsteiger (also Kinder, die noch kein Deutsch sprechen) und schließlich mehr Platz für die individuelle Förderung. So manches geschehe auf dem Flur, sagt die Pädagogin, da müsse man improvisieren.

Sie hat davon gehört, dass die Stadt angesichts personeller Engpässe noch stärker Prioritäten setzen muss. Dies betonte auch Jochen Kral, der Technische Beigeordnete, in der vergangen Ratssitzung. Man könne nicht alles gleichzeitig abwickeln, befand er. Dass das Problem an der Anne-Frank-Schule gravierend ist, sieht man auch in Tiefenbroich, dennoch kann Wolfgang Diedrich, CDU-Ratsmitglied für den Stadtteil, die Diskussion nicht so ganz verstehen: „In der Prioritätenliste der Verwaltung steht die Erweiterung der Paul-Maar-Schule ganz oben, die Anne-Frank-Schule kommt erst später.“

Denn auch an der Tiefenbroicher Grundschule ist dringend Handlungsbedarf geboten, auch dort werden vor allem für den Ganztagesunterricht und die Über-Mittag-Betreuung Räume gebraucht. Eine Lösung gibt es auch schon: Wenn — wie berichtet — auf dem Schulhof der Martinschule das neue Bürgerzentrum entsteht, kann dort der Seniorentreff einziehen, die Schule könnte dafür dessen alte Räume nutzen, die direkt nebenan liegen.

Für Diedrich ist klar: „Tiefenbroich ist in den vergangenen Jahren immer so ein bisschen das Stiefkind bei städtischen Investitionen gewesen. Nun sind wir endlich einmal dran.

Es kann nicht sein, dass wir wieder hinten anstehen müssen.“ Er wirft der Bürger Union vor, das Projekt Stadtteilzentrum bewusst zu torpedieren: „Hier soll etwas Tolles für die Menschen entstehen. Und das passt denen nicht.“

Rainer Vogt (Bürger Union) kann Diedrichs Kritik nicht nachvollziehen. Es gehe darum, dass allen geholfen wird. Vogts Kinder haben die Anne-Frank-Schule besucht, er kennt also das räumliche Problem. „Da muss dringend etwas passieren“, hatte er schon im Rat gesagt. Die BU hat gestern Abend in der Fraktion noch einmal über das Thema beraten. Für Vogt ist klar: „Wir müssen zu einer Entscheidung kommen.“