Postkunden haben bald weite Wege
Am 31. Januar ist Schluss. Die Postfiliale im Hösel-Center macht dicht. Kunden müssen ab diesem Tag weitere Wege in Kauf nehmen, wenn sie ihre Sendungen abholen wollen.
Ratingen. Gut möglich, dass sich der Rat in seiner heutigen Sitzung ab 16 Uhr mit der Deutschen Post AG beschäftigen wird. Denn die Vertriebsdirektion West ließ in einem Schreiben, Sätzen mitteilen, dass die Filiale im Hösel-Center zum 31. Januar 2017 geschlossen wird. Man arbeite in breitem Umfang auf der Grundlage von Kooperationsverträgen mit selbstständigen Einzelhändlern, Gewerbetreibenden oder Handelsketten zusammen, die in ihren Geschäften Postdienstleistungen und Produkte im Auftrag der Deutschen Post anbieten, heißt es in dem Schreiben an Bürgermeister Klaus Konrad Pesch.
Vertragliche Beziehungen zwischen Geschäftspartnern „bedingen aber auch wechselseitig die Möglichkeit der Beendigung des Vertragsverhältnisses“. Dieser Fall ist nun eingetreten — ein Fall, der aus Sicht des Höseler Ratsherrn Willm Rolf Meyer zu massiven Problemen in den Stadtteilen Hösel und Eggerscheidt führen wird. „In Hösel leben rund 8400 Bürger, in Eggerscheidt noch einmal 900“, erklärt der Politiker, der das Thema heute im Rat ansprechen will. Meyer fragt: „Wo sollen die Bürger künftig zur Post gehen?“ Die Filiale im Hösel-Center sei sehr stark frequentiert, dort könne man auch Bankgeschäfte erledigen, betont Meyer.
Die Deutsche Post AG versichert in dem Schreiben, dass „in Ratingen eine neue Filiale eingerichtet werden soll“. Die Vertriebsgebietsleitung sei bereits mit der Suche nach einem neuen Partner beauftragt worden. Die Stadt könne aber auch Vorschläge machen, man sei sehr gern bereit, diese Vorschläge auf der Suche nach einem neuen Partner zu berücksichtigen. Meyer wiederum betont: „Hösel braucht eine Post-Filiale.“
Willm Rolf Meyer, Ratsherr
Und so sieht es auch Bürgerin Eva Medla, die für ein Päckchen nicht nach Ratingen Mitte fahren will. Sie hat von der Schließung der Filiale in Hösel gehört. Ihr Kommentar: „Echt ärgerlich!“ Die Sorge in den Stadtteilen und Eggerscheidt ist groß, dass sich die Kundenwege nun erheblich verlängern könnten. Hintergrund ist ein neue Regelung in der Filiale an der Poststraße in Ratingen Mitte: Wer bisher seine Pakete in der Filiale an der Poststraße abholen wollte, der konnte dies in der stark frequentierten Zentrale tun. Damit ist Schluss. Es gibt eine weitere Anlaufstelle auf der Daniel-Goldbach-Straße in Tiefenbroich, die Kunden ansteuern müssen. Die Folge sind Härtefälle.
Dies bestätigt auch Rainer Ernzer, Sprecher der Deutschen Post DHL für diese Region. In einem Fall hatte eine Kundin auf der Friedhofstraße eine Benachrichtigung bekommen, dass sie ihr Paket in Tiefenbroich abholen muss. Die Ratingerin wollte dies erst kaum glauben. Das Problem: Sie hat kein Auto, die Busverbindung ist schlecht. Deshalb müsste sie eigentlich sogar Urlaub nehmen, um das Paket abzuholen.
Hintergrund der Maßnahme ist das Ziel der Deutschen Post DHL, das Netz der Abholstellen engmaschiger zu fassen. Doch dies muss nicht unbedingt bedeuten, dass sich der Service damit verbessert. Neben den Anlaufstellen Poststraße, Dieselstraße (Ratingen West) und Im Kreuzfeld (Lintorf) gibt es nun also eine vierte Paket-Station. Dadurch hat sich aber auch der Zustellservice geändert. Folge: Auf den Benachrichtigungskarten wird jetzt häufiger die Anlaufstelle an der Daniel-Goldbach-Straße stehen.