Quecke: Geschichte(n) auf 272 Seiten
Die neue Ausgabe der „Quecke“ ist erschienen. Darin geht es auch um die Melchior-Schule und das Badevergnügen anno dazumal.
Ratingen. 272 Seiten, 49 Autoren, 69 Beiträge, 200 Farb- und 171 Schwarz-Weiß-Fotos — und das alles für geradezu lächerliche fünf Euro. Die neue „Quecke“ der Lintorfer Heimatfreunde, die Schriftleiter Manfred Buer jetzt im Stadtmuseum der Öffentlichkeit präsentiert hat. Seit nunmehr 20 Jahren ist Buer in Sachen „Quecke“ unterwegs — immer auch als Autor —, wofür er verdientermaßen mit der Ehrennadel der „Ratinger We-iter“ ausgezeichnet wurde (wir berichteten).
Die „Ratinger und Angerländer Heimatblätter“ bieten in ihrer 81. Ausgabe wieder ein pralles Lesevergnügen. Das garantiert schon allein der abwechslungsreiche Themenmix — von Heimatgeschichte, Mundart, Histörchen und Dönekes, Rezensionen, aktuellen Berichten und vieles mehr.
Titelgeschichte ist diesmal die Johann-Peter-Melchior-Schule und deren 125 Jahre alte Chronik: In einer braunen Schreibkladde hatte Hauptlehrer Joseph Hamacher 1886 mit den Aufzeichnungen begonnen. Auf den 94 Seiten ist er bis zum Jahr 1926 gekommen.
Einer Zeitreise gleichen auch die Erinnerungen von Ewald Dietz, der sich in bestem Platt über das „Badevergnügen in den 40er- und 50er-Jahren“ auslässt — und über das Problem, damals schwimmen zu lernen.
Der Streifzug durch die Ratinger Postgeschichte findet in dieser „Quecke“ seinen Abschluss, thematisch verwandt sind weitere Beiträge — zum Beispiel die 135-jährige Geschichte der Post in Lintorf. Fünf Jahre nach Gründung des deutschen Kaiserreiches wurde am 1. Januar 1876 im „Haus Jungholz“ neben der St. Anna-Kirche die erste Postagentur eröffnet. Im Laufe der Jahrzehnte „wanderte“ die Poststelle quer durchs Dorf: Mal war sie an der Kölner Straße, mal Am Brand, mal an der Rehhecke, dann an der Duisburger Straße und an der Speestraße, bis 1988 der Neubau Im Kreuzfeld eingeweiht wurde.
Apropos Post: Heimatgeschichte pur ist auch der Artikel über die Lintorfer Traditionsgaststätte „Gasthof zur Post“, die heute „EssBar zur alten Post“ heißt. In den 50er-Jahren hatte dort der Kegelclub „Lintorfer Knospen“ seinen Stammtisch, der Schachverein führte seine Turniere durch, und der Kirchenchor „Cäcilia“ ölte nach den Proben seine Kehlen. Ein Bier kostete damals 40 Pfennig, eine Tasse Bohnenkaffee 60 Pfennig, ein Glühwein eine Mark. Für eine Übernachtung musste man seinerzeit 8,25 Mark bezahlen.
Auch aktuelle Themen finden sich in der „Quecke“: der Abriss des alten evangelischen Gemeindehauses, Jubiläen, Geburtstage, Nachrufe und Jahrestage, aber auch die äußerst unterhaltsamen Erinnerungen des Bernd Schultz an seine Zeit, als er als zweiter stellvertretender Bürgermeister im Einsatz war — an runden Geburtstagen steinalter Ratingerinnen oder bei einer Kranzniederlegung am Volkstrauertag in Tiefenbroich, als „Manager“ beim Eishockey, als Laienschauspieler und anderes mehr.
Und Günther Pieper erinnert sich an ein Jazzkonzert Ende 1958 mit den „Feetwarmers“ im alten Lintorfer Kino. Gerade mal zehn Jazzfans hatten sich eingefunden, das Sextett auf der Bühne zu hören. Seele der Band war kein Geringerer als Klaus Doldinger, damals 22 Jahre jung. . .