Ratinger Weihnachtsmarkt: „Einer der schönsten Märkte“
Am ersten Wochenende herrschte auf dem Weihnachtsmarkt schon reger Andrang.
Ratingen. Mit großen Augen schaut der zweieinhalbjährige Florian auf die bunten Räuchermännchen, die neben Nussknackern und handgefertigten Christbaumfiguren den Stand schmücken. So fasziniert ist der Junge, dass sein Vater ihm eine der kleinen Figuren kauft und sie an seinem Anorak befestigt. Olaf Oberkalkofen ist mit Florian extra aus Duisburg angereist, weil er den Ratinger Weihnachtsmarkt so liebt: „Für mich ist das einfach einer der schönsten Märkte in der Umgebung“, sagt er. „Alles ist so gemütlich, die Stände sind wirklich schön, und dann die Lage hier mitten in der Altstadt. Ich komme immer wieder gerne her.“
Dabei war nicht einmal klar, ob der Weihnachtsmarkt ohne weitere Beeinträchtigung wie alle Jahre stattfinden würde. Waren doch Vandalen im Vorhinein in einige Buden eingebrochen und hatten andere angezündet, so dass sie komplett ausgebrannt waren. Eine der Betroffenen ist Marie-Theres Adams, die selbst gemachte Kerzen und Teelichter verkauft. Auch ihr Stand war ein Opfer der Flammen geworden — mitsamt der schon fertig für den Weihnachtsmarkt aufgebauten Ware. „Wir wussten anfangs nicht, ob wir überhaupt hier sein können, oder ob wir nach dem Brand alles absagen müssen“, berichtet sie. „Aber nachdem der Veranstalter neue Buden gesponsert hat, ist doch noch alles gut ausgegangen.“
Schräg gegenüber ist der Stand von Claudia, „einfach Claudia“, lacht die Verkäuferin. Warm verpackt sitzt sie zwischen Mützen, Socken, Handschuhen und Hauspantoffeln — und strickt schon wieder. Diesmal sind es anscheinend übergroße Schuhe: Fast unterarmlang ist der Rohling, an dem sie arbeitet. Ob sie auch Schuhe für Riesen herstellt? Claudia: „Das ist Wolle, die verfilzt nachher beim Waschen. Das heißt, die Schuhe laufen um etwa zwei Drittel ein. Was ich hier stricke, wird einmal Schuhgröße 38.“ Kaum zu glauben.
Neben vielen handgefertigten Gegenständen dürfen natürlich auch die kulinarischen Weihnachtsmarkt-Klassiker nicht fehlen: Glühwein, Reibekuchen, gebrannte Mandeln. An der Ecke gibt’s Maronen, ein paar Buden weiter geräucherten Aal und Backfisch. Überall stehen Spekulatius und Pfefferkuchen. „Bye bye Diät“, murmelt eine Besucherin ihrer Freundin zu. Weihnachtszeit ist Schlemmerzeit, auch auf dem Ratinger Weihnachtsmarkt.
Für die Jüngsten gibt es ein Kinderkarussell, auf dem sie zu Weihnachtsmusik im Kreis fahren können. Und auch am großen Eingangstor schlagen Kinderherzen höher: Der Weihnachtsmann ist da! Mit langem weißen Bart, großem Jutesack und allem Drum und Dran. Noch dazu ist der Mann mit dem roten Mantel heute sehr geschickt: Er formt aus Luftballons die unglaublichsten Dinge. Strahlend nimmt der sechsjährige Florian ein Rentier mit Schlitten in Empfang, das der Weihnachtsmann aus einem gelben und einem roten Ballon geformt hat. Auch die anderen Kinder staunen mit großen Augen. Aus dem Lautsprecher tönt „Last Christmas“ von Wham. Besucherin Janina Schmitz schüttelt lachend den Kopf: „Das ist so kitschig und klischeebeladen, dass es fast weh tut — aber einmal im Jahr ist das einfach schön!“