Projekt gegen Ratinger Stadtteilkriminalität ausgezeichnet
Stadt und Kreispolizei gewinnen einen Landespreis für ein Projekt, das die Kriminalität gesenkt hat.
Ratingen. Vor einigen Jahren galt Ratingen West als echter Problemstadtteil, der durch Negativschlagzeilen auch überregional von sich reden machte. Heute ist zwar nicht alles eitel Sonnenschein, doch die Kriminalitätsrate in West liegt mittlerweile unter dem Durchschnitt mancher Ergebnisse anderer Stadtteile. Das ist eine der positiven Wirkungen des Projektes „Integration und Prävention“, das 2007 ins Leben gerufen wurde — und für das die Stadt Montag gemeinsam mit der Kreispolizei von Innenminister Ralf Jäger mit dem Landespreis Innere Sicherheit ausgezeichnet wurde.
Geld gab es dafür zwar nicht, aber Lob und Anerkennung von einer strengen Jury. Als 2007 das Projekt ins Leben gerufen wurde, brannte in West oft der Baum. Ein vom Balkon geworfenes Kinderfahrrad, das einen Passanten schwer verletzt hatte, üble Schlägereien und Ladendiebstähle sorgten für einen schlechten Ruf. Dazu kamen Alkohol- und Drogenprobleme, hohe Arbeitslosigkeit, ein hoher Ausländeranteil und viele sozial schwache Familien — eine brisante Mischung. „Diese Probleme konnte keiner allein lösen, dazu bedurfte es einer gemeinsamen Anstrengung“, erinnerte sich Landrat Thomas Hendele als Dienstherr der Kreispolizei.
Bei Bürgermeister Harald Birkenkamp stieß er auf offene Ohren. „Sicherheit hat auch etwas mit Lebensgefühl zu tun“, sagte er gestern in einem Pressegespräch. Und dieses Lebensgefühl war vor einigen Jahren akut bedroht, wie die zahlreichen Beschwerden der Anwohner zeigten.
Drei Maßnahmen brachten die Besserung: die Eröffnung einer Polizei-Bezirksdienststelle direkt am Berliner Platz, verstärkte Streifen des Ordnungsamtes und die Einrichtung eines Streetworkerbüros mit der Diakonie und schließlich verschiedene Beschäftigungsprojekte. Durch diese Mischung aus Repression und Unterstützung konnten rasch Erfolge erzielt werden: weniger Kriminalität, weniger Drogenprobleme und ein deutliches Plus an Sicherheitsgefühl. „Man muss Grenzen, aber auch Wege zeigen“, fasste es Friedrich Schutte, Diakonie-Geschäftsführer, zusammen.
200 000 Euro kostete das Projekt in den fünf Jahren, 70 000 übernimmt davon der Kreis. Für Bürgermeister Birkenkamp steht jetzt schon fest: Multikulti funktioniert in West. Und: „Das Projekt muss weitergehen.“