Stimmen mit Leidenschaft
Die „Vocal Night“ bot mit Rolf Zacher, Lyambiko und Lisa Doby ein echtes Kontrastprogramm.
Ratingen. Einen skurrilen Auftritt von Schauspieler Rolf Zacher und zwei bezaubernde Musikerinnen sahen die Besucher der „Vocal Night“ am Samstagabend im Stadttheater. Ausverkauft war die Veranstaltung nicht — ein Wermutstropfen, vor allem angesichts der Leistungen der Sängerinnen Lyambiko und Lisa Doby.
Aus dramaturgischen Gründen war das Konzert von Zacher an den Anfang verlegt worden. Eine gute Entscheidung. So, wie die Entscheidung mutig war, den 70-jährigen Schauspieler auf musikalischen Abwegen nach Ratingen zu holen.
Mit blauem Hemd, grauem Pullunder, einem um die Hüften gebundenen Pullover und weißen Laufschuhen kam Zacher auf die Bühne — und ließ die meisten Zuschauer ratlos.
Seine knorrige Stimme bohrte sich wie ein Korkenzieher durch das Theater. Zacher spürte schon bald „die Liebe, die Energie, die Vibrations“ seitens des Publikums. „Die fetten Jahren sind vorbei, und jetzt ist alles nur Kartoffelbrei“ — Zeilen, die nur ein Original wie er bringen kann.
Auch vor Johnny Cash und Louis Armstrong machte der Berliner nicht halt. Bei seinen eigenen Songs traf er aber stellenweise den Nerv. Seine Reibeisenstimme passte jedenfalls unbestritten zu einem Festival namens Voices.
Den zweiten Teil der Show bestritt Lyambiko. Die 33-jährige Sängerin zeigte, warum sie jüngst mit dem „Echo Jazz“ ausgezeichnet wurde. Schon der Opener „Lies“ groovte mit Unterstützung von Marque Lowenthal (Piano), Robin Draganic (Bass) und Heinrich Koebberling (Drums) mächtig.
Bei Applaus wirkte die zierliche und sympathische Thüringerin nahezu überrascht und verschüchtert. Den gab es von den Ratingern allerdings zuhauf.
Großartig ihre Interpretationen von „Don’t let me be misunderstood“ und „I put a spell on you“ — wer in Lyambikos Gesicht schaut, ihre funkelnden Augen sieht, nimmt ihr glatt ab, einen sie verschmähenden Geliebten mit einem Fluch belegen zu können.
Ohne Zugabe durfte auch die letzte Künstlerin nicht den Saal verlassen. Lisa Doby enterte die Bühne. Das Energiebündel aus South Carolina spielte mit Yelli Eichert (Gitarre) und Bas Sluis (Cajon, Percussion) kraftvolle Soul-Musik. Eicherts eindrucksvolles Gitarrenspiel ging glatt als vierte Stimme des Abends durch, und Dobys positive Ausstrahlung übertrug sich sofort aufs Publikum.
„Eleanor Rigby“ von den Beatles ist für sie ein aktueller Song — „die Leute schreiben sich nur noch Mails, anstatt sich zu treffen“, sagte Doby, bevor sie gemeinsam mit dem Publikum „I look at all the lonely people“ sang. Es darf ruhig gefragt werden, warum diese Frau mit ihrer Musik nicht längst in den Charts zu finden ist.
Vocal Night-Besucher Uta Zanetti und Kai Engelmann ziehen das Fazit: „Der Abend wurde nach hinten raus immer besser. Die beiden Sängerinnen haben gezeigt, dass sie mit Leidenschaft auf der Bühne stehen.“