Explosion in Ratinger Hochhaus Staatsanwaltschaft Düsseldorf erhebt Anklage wegen versuchten Mordes

Update | Ratingen · Nach der Explosion in einem Ratinger Hochhaus hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf Anklage wegen neunfachen versuchten Mordes erhoben.

Nach der Explosion in einem Ratinger Hochhaus hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf Anklage wegen neunfachen versuchten Mordes erhoben.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

(Red) Nach der Explosion in einem Ratinger Hochhaus hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf Anklage wegen neunfachen versuchten Mordes erhoben. Das teilte die Behörde in Düsseldorf am Freitag mit. Bei der Tat waren neun Polizisten und Rettungskräfte zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Die Frage nach dem Motiv für die Tat kann noch immer nicht beantwortet werden. Laut Staatsanwaltschaft macht der Beschuldigte weiterhin keine Angaben. Der Mann soll am 11. Mai 2023 Polizisten und Feuerwehrleute mit mehreren Litern Benzin überschüttet und mit dem Wurf eines brennenden Textils angezündet haben. Neun Einsatzkräfte waren von einem Feuerball getroffen worden und hatten zum Teil schwerste Verbrennungen erlitten. Insgesamt gab es 35 Verletzte.

Nach dem Ergebnis der Ermittlungen begaben sich am Tattag eine Polizeibeamtin und ein Polizeibeamter sowie sieben Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes wegen des Verdachts auf eine hilflose Person zu der von dem Angeschuldigten bewohnten Wohnung an der Berliner Straße. Da der Wohnungseingang von innen mit zahlreichen Wasserkästen verbarrikadiert war, räumten die Einsatzkräfte diese nach gewaltsamer Öffnung der Tür zur Seite, woraufhin die Polizeibeamten nacheinander die Wohnung betraten.

Der Angeschuldigte soll anschließend ohne Vorwarnung mehrere Liter Benzin in Richtung und über die Polizeibeamtin geschüttet haben. Während die Polizeibeamtin die Flucht ergriff, soll er ihr ein brennendes Textilstück hinterhergeworfen und so das Benzin zu einer explosionsartigen Zündung gebracht haben. Nach dem Ermittlungsergebnis füllten die Flammen in der Folge die Bereiche des Wohnungseingangs und des Laubengangs und erfassten die Einsatzkräfte. Die Geschädigten erlitten teilweise schwerste Verbrennungen. Bei einigen Geschädigten bestand Lebensgefahr.

Nach dem Abschluss der Ermittlungen sieht die Staatsanwaltschaft einen für eine Anklageerhebung erforderlichen hinreichenden Tatverdacht. Die Tat sei heimtückisch und von besonderer Grausamkeit gewesen sowie mit gemeingefährlichen Mitteln verübt worden, sagte Staatsanwältin Laura Neumann über die Mordmerkmale. Daneben wird dem Mann auch besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen.

Der Mann habe eine Nähe zu Verschwörungstheorien. In der Wohnung, in der er sich mit der Leiche seiner Mutter verbarrikadiert hatte, habe er zudem Vorräte über das übliche Maß hinaus gehortet. Die Ermittler gehen davon aus, dass er die Wohnung seit geraumer Zeit nicht verlassen hatte, als die Einsatzkräfte eintrafen. Laut vorläufigem Gutachten des Psychiaters sei er voll schuldfähig.

Im Zusammenhang mit dem Einsatz hat es in dem Hochhaus möglicherweise ein Todesopfer gegeben. Ein älterer Mann war gestorben. Durch den Einsatz hatte er in dem abgeriegelten Gebäude medizinisch nicht versorgt werden können. Ob der Tod tatsächlich durch den Einsatz bedingt war und dem 57 Jahre alten Ratinger auch juristisch anzulasten sei, werde weiterhin geprüft.

Nun muss das Landgericht Düsseldorf über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden.

(abin/ldi/dpa)