Ratinger Museumsschätze Ein Lager voller Museumsschätze
Ratingen. · Die Werke des Künstlers Paul Schwer sind aber auch in verschiedenen Katalogen zu entdecken.
Ob nun das Museum Ratingen in absehbarer Zeit besichtigt werden darf oder nicht, kann manchem Künstler – sagen wir mal leger – völlig schnuppe sein. Viele von den guten und schönen Arbeiten sind im Depot und führen ein anderes Leben als das Porzellan von Melchior, als Puppen und Spielzeug und die bemerkenswerten Teile der stadtgeschichtlichen Abteilung in den oberirdischen Stockwerken.
Manche Kunstwerke sind manchem Besucher von früheren Ausstellungen noch lebhaft in Erinnerung; Sei es, weil der Betrachter gleich eine Verbindung zu ihnen geknüpft hat, weil sie ihm überhaupt nicht oder aber ganz besonders zugesagt haben. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die Farbe – wenn sie denn dominiert.
Sicherlich nicht ganz vergeblich wählten die Macher des Katalogbuchs „Kunst nach 1945 – Eine Bestandsaufnahme“ für die von ihnen in Angriff genommene erstmalige Zusammenstellung und Auflistungen der zum Teil hier und da und noch wo lagernden Bestände als Titel eine Arbeit von Paul Schwer, ziemlich rot und ziemlich weich geknautscht mit dem ziemlich unbekannten Wort „Baozi“ betitelt. Aus dem Chinesischen übersetzt heißt das etwa „Teigtasche“ und erinnert an die Zeit von 2005 bis 2006, die Paul Schwer als Artist in Residence in Shanghai kreativ verbrachte. Eins seiner bevorzugten Materialien ist ein auf Polyethylenterephthalat basierender thermoplastischer Kunststoff, der sich durch hohe Transparenz und niedrige Viskosität auszeichnet.
Eine Skulptur entsteht landläufig durch Hauen und Schnitzen, eine Plastik dagegen durch Auftragen von Material und Modellieren. Und Schwers Arbeiten aus diesem Kunststoff sind gleichzeitig skulptural und plastisch. Vor zwei Jahren stellte er eine Vielzahl davon im Ratinger Museum aus. Den welligen Würfel hatte das Museum bereits ein Jahrzehnt zuvor angekauft.
Manchmal sagen Künstler ja auch was – eher selten das, was ein fragender Betrachter zum Verstehen wissen möchte. Schwer zum Beispiel spricht klar: „Das Merkmal meiner Arbeit ist eine gewisse Ambivalenz. Natürlich suche ich als Künstler die Aura eines Werkes, zeige aber auch gleichzeitig das Konstruierte dieser Aura. Es gibt viele Künstler, die mit Licht umgehen. Aber mich stört immer wieder, wenn die Entstehung so verheimlicht wird. Wenn das Licht da ist, und es wird so getan, als wäre es vom Himmel gefallen und würde so das Bild erleuchten.“
Benennt er Tatsachen so, weil er nach der Schule zunächst Medizin studiert, dann etliche Jahre als Arzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet und ohne Girlanden Sachverhalte beschrieben hat, oder, weil er im Rheinischen lebt, in Düsseldorf an der Akademie ausgebildet wurde und hier sein Atelier hat? Es gibt einige, sehr ausführliche Kataloge über Paul Schwer, die ihn näher bringen, wenn seine Arbeiten nun mal hier im Depot warten. Überhaupt lohnt es sich, wenn man im Museum einmal die „Kunstbücher“ ansieht, die im Foyer zum Verkauf angeboten oder zur Lektüre vorgehalten werden. Wenn man denn wieder eintreten darf.