Ratingen Schutz gegen Bahnlärm kommt

Ratingen. · Die Stadt Ratingen schließt endlich die Lücke der Lärmschutzwand bei Haarbach Höfe.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Ratinger Bürger, darunter Hans Jörgens, setzten sich dafür ein, die Lücke zwischen den bestehenden Wänden zu schließen. 

Foto: RP/Achim Blazy

Gute Nachricht für die Bewohner entlang der Güterstrecke in Ratingen-West — zumindest in Höhe Haarbach Höfe: Dort schließt die Stadt Ratingen die seit vielen Jahren angemahnte Lücke der Lärmschutzwand zwischen bestehender Wand und der Brücke Volkardeyer Straße. Sie soll im Bereich des Erschließungsweges der dortigen Kleingartenanlage errichtet werden. Das Thema Lärmschutz entlang der vielbefahrenen Strecke war immer Streitpunkt, wenn es um die weitere Bebauung des ehemaligen Industrieareals ging. Mit Felderhof II sollen 268 Wohneinheiten geschaffen werden. Zuletzt war davon die Rede, dass der Investor, die Interboden-Tochter Dornieden, sich an den Kosten beteiligt. Tatsächlich ist in einer Verwaltungsvorlage die „Beteiligung „Dritter“ erwähnt. Insgesamt schätzt die Stadt die Kosten für den Eigenbau auf 542 000 Euro.

Stadt soll „Gestattungsentgelt“
an die Deutsche Bahn zahlen

Weil die Strecke schon vor Besiedelung in Betrieb war, profitiert Ratingen nicht von den neuen Lärmschutzbauten der Deutschen Bahn (DB): Die gab nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr in NRW 16,4 Millionen Euro für aktive und passive Schallschutzmaßnahmen aus. Insgesamt errichtete die DB rund 9,4 Kilometer neue Schallschutzwände und setzte an 557 Wohnungen passive Lärmschutzmaßnahmen um. Vielmehr soll die Stadt an die Bahn als „Gestattungsentgelt“
50 000 Euro zahlen. Denn gebaut werden soll auf dem Bahn­gelände.

Wenn die Stadt diese Lärmschutzwand (LSW) Ost baut, könnte es nach vielen Jahren der Diskussion auch mit dem Felderhoff-II-Projekt weitergehen: Denn im Jahre 2016 beschloss der Rat, dass beide Lärmschutzwände „parallel“ zu errichten seien. Das wirkte bisher als Bremsschuh, soll aber die Anwohner letztlich vor reflektiertem Lärm schützen.

Der Investor, der InDor GmbH, eine Interboden-Tochter (Dornieden), will gemeinsam mit der niederländischen Delta Development auf dem Gelände der ehemaligen Spiegelglasfabrik eine Siedlung inklusive Erschließung und Kita errichten. Das neue Wohnviertel schützt Dornieden durch eine eigene Wand, etwa sieben Meter hoch und 400 Meter lang, vor dem Krach von der Güterstrecke.

Wegen des Ratsbeschlusses aus 2016 befürchtete man bei Dornieden eine weitere Verzögerung: Denn die Verwaltungsmühlen der Bahn drehen sich langsam und Baudezernent Jochen Kral ist an den Ratsbeschluss gebunden. Einen Knackpunkt gibt es aber noch: Denn wenn tatsächlich die Westbahn auf dieser Strecke reaktiviert wird, ist ein drittes Gleis für den Personenverkehr nötig — und dann wäre die Lärmwand möglicherweise im Weg. Um keine weiteren Verzögerungen zu riskieren, will die Stadt jetzt bauen — auch wenn die Schallmauer vor Ablauf der Nutzungsdauer von etwa 20 Jahren vorzeitig wieder abgerissen werden muss.

Das Baudezernat geht davon aus, dass beim Bau eines dritten Gleises für die Westbahn bei dem nötigen Planfeststellungsverfahren ohnehin „eine grundlegende Neukonzeption des Lärmschutzes“ realisiert werden muss.

Verkehrsgutachten soll Klarheit über Bauvorhaben schaffen

Größere Neubauvorhaben, die günstiges Wohnen versprechen, sind rar: Zuletzt hatte die Ratinger Wohnungsbaugenossenschaft Wogera an der Philippstraße zwei Wohnhäuser fertiggestellt. Eine neue Genossenschaft will auf dem ehemaligen Feuerwachengelände an der Lintorfer Straße einen Mehrgenerationen-Wohnpark realisieren.

Der Plan, an der Rehhecke in Lintorf 1300 Wohneinheiten zu errichten, war nicht kommuniziert worden und stieß beim Bekanntwerden auf heftigen Protest, es sei zu groß für den Stadtteil. Doch das Projekt ist nicht beerdigt: Wenn die Verkehrsgutachten von Stadt und Investor vorliegen, könnte das Vorhaben starten.