Die Turmbläser sind eine Ratinger Tradition Von hoch oben erklingen die Posaunen
Ratingen. · Der Höseler Posaunenchor stimmt vom Turm der St. Anna-Kirche in Ratingen-Lintorf auf die Weihnachtstage ein.
Die universelle Sprache der Musik löst bei vielen Menschen zu keiner Zeit mehr Empfindungen und Gefühle aus wie in den Wochen der Advents- und Weihnachtszeit. Egal ob klassisch oder modern, traditionell deutsch oder auch Lieder aus anderen Ländern, ohne Musik wäre Weihnachten viel leiser, aber längst nicht so stimmungsvoll. Darum finden sich auch alle Jahre wieder Musiker aller Genres zusammen, um in alter oder neuer Besetzung mit Advents- und Weihnachtsliedern für eine festliche Stimmung zu sorgen.
So zum Beispiel der seit 41 Jahren bestehende Posaunenchor aus Hösel, der in den letzten Wochen viel in Ratingen und Umgebung herumreiste, um mit wohltönenden Klängen sein Publikum auf Weihnachtsmärkten, bei Feiern oder in Gottesdiensten immer wieder begeisterte. „Gerade zur Martins- und Weihnachtszeit gibt es für uns viele Termine, aber es macht trotzdem Spaß“, meinte der 13-jährige Jacob. Seit drei Jahren spielt er in der Bläserklasse des Immanuel Kant Gymnasiums in Heiligenhaus und im Höseler Posaunerchor das Euphonium.
„Jeder Auftritt ist etwas Besonderes und Einzigartiges. Da spielt es keine Rolle, ob wir auf der Weihnachtsfeier eines Schützenvereines, bei einer Weihnachtsmesse in der Kirche oder auf einem Weihnachtsmarkt spielen. Hauptsache es ist stimmungsvoll geschmückt. Und wenn die Leute mitsingen, ist es noch schöner“, sagte Chorleiterin Sonia Singel-Römer.
Den Lintorfer Weihnachtsmarkt bereichert das Ensemble schon seit mehr als zehn Jahren von einem bisher einzigartigen Ort aus. Sie lassen nämlich ihre Instrumente hoch oben vom Turm der angestrahlten St. Anna Kirche aus erklingen. Gebannt schauen dann die Besucher des Weihnachtsmarktes nach oben und lauschen andächtig. Einige kommen sogar extra wegen des Turmblasens. „Es ist schon eine Herausforderung, den Turm zu erklimmen, alles ist sehr eng und das letzte Stück geht es sogar eine steile Holztreppe hinauf. Aber wir machen alle ganz langsam, und bis dann oben die Instrumente ausgepackt sind, ist auch die Puste wieder da“, sagt die Chorleiterin.
Ein besonderes Programm gebe es nicht für die Auftritte in luftiger Höhe, das Publikum sei einfach nur glücklich, wenn überhaupt Advents- und Weihnachtslieder gespielt werden, so Singel-Römer.
So schallten gut 30 Minuten lang neben Klassikern wie „Oh du fröhliche“ auch modernere Lieder wie „Frosty the Snowman“ über den Lintorfer Marktplatz und die angrenzenden Straßen. Singel- Römer hat es während ihrer knapp 20-jährigen Leitung zum Glück noch nie erlebt, dass sich die Instrumente wegen extremer Kälte stark verzogen haben oder dass sie sogar einfroren, was theoretisch möglich sein könnte, aber dafür war es noch nie kalt genug. Dann hätte bedauerlicher Weise der Auftritt abgebrochen werden müssen. „Aber kalte Finger und Lippen gibt es schon einmal. Das ist nicht so angenehm, aber wir spielen trotzdem weiter“, sagt die Leiterin des Posaunenchors.