Ratingen Awo lädt zum „Schnacken“ ein
Ratingen. · Seit zwei Wochen können in der Awo Angerland Besucher zwanglose Gespräche führen.
Wie wichtig soziale Kontakte, die man zum Beispiel bei den Besuchen in der Awo-Begegnungsstätte am Breitscheider Weg knüpft, für das persönliche Wohlbefinden sind, wird so manch einem bewusst, seit es heißt „Abstand halten“.
Als es Mitte März zu den drastischen Einschränkungen im öffentlichen Leben kam, hatten die Wenigsten in der Awo damit gerechnet, dass die widrigen Umstände so lange andauern. Anfangs war es kein allzu großes Problem, auf gemeinsame Aktivitäten im Treff zu verzichten. „Aber so langsam vermissen die Leute ihre Awo und die sozialen Kontakte. Und auch wir vermissen unsere Seniorinnen und Senioren“, sagt Sabine Kempken aus dem Awo-Büro. Da es zum einen noch immer ein Betretungsverbot für die Begegnungsstätten gibt und es sich zum anderen bei den Besucherinnen und Besuchern der Awo zum größten Teil um ältere Mitbürger handelt, die besonders gefährdet sind, bleiben die Türen des Treffs leider auch noch weiterhin geschlossen.
Awo Angerland hält weiterhin Kontakt zu den Mitgliedern
Aber die Awo Angerland hält den Kontakt zu ihren Mitgliedern. Das Büro ist weiterhin telefonisch, postalisch und per E-Mail zu erreichen. „Wir aus dem Büro rufen – gerade die alleinstehenden – Mitglieder an, um uns zu erkundigen, wie es ihnen geht. Wir haben ein offenes Ohr, wenn sie Fragen haben, Hilfe zum Beispiel beim Einkaufen benötigen oder einfach nur das Bedürfnis haben, mit Jemandem zu reden“, so Kempkens Kollegin Tatjana Karategin. Es werden auch Briefe in Lintorf verteilt, die neben einem Anschreiben Rätsel, Geschichten oder Gedichte auch kleine Bewegungsübungen enthalten, um den Mitgliedern, die sonst regelmäßig im Treff zu einem Kurs oder Angebot vorbeikommen, ein wenig Zerstreuung zu bieten und gleichzeitig dazu beizutragen, dass sie geistig und körperlich fit bleiben. Außerdem gab es für die Mitglieder von Lintorfern selbst genähte Behelfs-Mund-Nasen-Masken abzuholen.
Und dennoch fehlt der persönliche Kontakt zueinander. Es kamen immer wieder Besucher am Treff vorbei, und man unterhielt sich durch das gekippte Bürofenster. Aber auch das war nichts Halbes und nichts Ganzes. So wurde die Idee des „Schnackfensters“ geboren. Wenn ein Besucher vorbeischaut und Redebedarf hat, macht er oder sie sich vor dem Bürofenster bemerkbar. Dann wird ein spezielles Fenster der Einrichtung geöffnet und er oder sie kann sich mit den Mitarbeitern des Büros unterhalten, selbstverständlich unter Einhaltung der Corona-Regeln.
Für den notwendigen Sicherheitsabstand ist gesorgt, da sich vor dem Fenster eine Rollstuhlrampe zum Eingang befindet, hinter der die Besucher stehen. „Und natürlich achten wir auch darauf, dass sich keine Grüppchen bilden, sondern maximal zwei Leute an der Rampe stehen. Bis jetzt haben sich aber alle an die Regeln gehalten, weil sie froh sind, wenigstens auf ein persönliches Gespräch vorbeikommen zu können“, erklärte Kempken.
Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass bei der Awo „geschnackt“ werden kann. Von Tag zu Tag kommen mehr Besucher, die über „Gott und die Welt“ reden oder auch einmal ihr Leid klagen. Manche von ihnen kommen bei einem Spaziergang mehrmals die Woche vorbei, dann fällt ein Gespräch auch schon einmal etwas kürzer aus.
Andere Besucher haben wiederum mehr Redebedarf. Das „Schnackfenster“ eignet sich zusätzlich auch sehr gut dazu, weitere Behelfs-Mund-Nasen-Masken, das neue Quartalsheft des Vereins oder auch die noch immer vorrätigen „gelben Säcke“ auszugeben. Alle freuen sich auf eine Wiederöffnung. Doch wann dies sein wird, steht leider noch in den Sternen. Aber sicher ist, dass das Awo-Team schon viele Ideen hat, wie es möglichst sicher weitergehen kann, wenn die Türen wieder für die Besucher offen stehen dürfen. Die Vorbereitungen dazu laufen.