Senioren glücklich Altenheime in Wuppertal: Wiedersehen nach sieben Wochen

Wuppertal · Die Besuchskontakte am Muttertag verliefen nach Angaben der Träger in Wuppertal harmonisch. Die Schutzauflagen brauchen viel Personal.

Roswitha Kirch, mit ihrem Mann Hans-Gerd, war froh, endlich wieder ihre Mutter Eva Guske sehen zu können.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Zum Abschied wirft Eva Guske (93) noch ein paar Kusshände hinterher. Eine halbe Stunde hatte sie Zeit, mit Tochter und Schwiegersohn Roswitha und Hans-Gerd Kirch zu sprechen. Zum ersten Mal seit sieben Wochen von Angesicht zu Angesicht. Seit Sonntag dürfen Angehörige die Bewohner von Altenheimen besuchen – unter strengen Auflagen. Es habe alles gut geklappt, ist von den Trägern zu hören.

Roswitha Kirch blickt ihrer Mutter hinterher, die in ihrem Rollstuhl von einer Heimmitarbeiterin wieder ins Haus geschoben wird. „Ich bin froh, sie mal wieder aus der Nähe gesehen zu haben“, sagt sie. „Man ist beruhigter, wenn man sieht, dass es ihr gut geht.“ 

Die Begegnung hat in einem Festzelt des Heims auf dem Hof stattgefunden. Zwischen große Tische hat der Hausmeister Plexiglasscheiben montiert, nur eine kleine Öffnung hat Roswitha Kirch erlaubt, ein kleines Herz mit Blumen hindurch zu schieben, das sie ihrer Mutter zum Muttertag mitbrachte – zusätzlich zu den Blumen, die sie schon am Morgen an der Pforte abgegeben hatte.

Für den Besuch hatte sie sich schon am Freitag angemeldet. Und wusste, welches Prozedur auf sie wartete: Eine Mitarbeiterin empfing das Ehepaar auf dem Gelände, sie mussten ihre Kontaktdaten angeben, unterschreiben, dass sie nicht krank sind. Es gab eine Unterweisung zu den Hygieneregeln, dann Mundschutz und Kittel. Erst dann durften sie in das Zelt und die Zeit mit der Mutter genießen.

Treffpunkte in Zelten mit Trennwänden

Roswitha Kirch besucht ihre Mutter sonst täglich. Der Kontakt fehlt ihr, auch wenn sie jeden Tag mit ihr telefoniert, manchmal auch per Video. Die Mutter vermisse den Kontakt ebenso und die Möglichkeit, ihr Zimmer und das Haus zu verlassen. „Wenn ich hier mal wieder rauskomme, will ich an den Harkort-See“, habe sie sich gewünscht, so Roswitha Kirch.

Das Festzelt ist eines von vier teils neu gekauften Zelten, die am Paul-Hanisch-Haus der Caritas in Elberfeld aufgebaut sind. Sie sind teils mit Plexiglasscheiben ausgerüstet, teils vor Fenster gebaut. „Unser Hausmeister hat da Phänomenales geleistet“, sagt Pflegedienstleiterin Beate Pohl.

Heimleiter Michael Cujai lobt den Einsatz des Personals, das zum Teil zusätzlich am Sonntag Dienst leistete. Denn die Bewohner wurden jeweils von einer Mitarbeiterin begleitet, eine andere wies neue Besucher ein und desinfizierte Tische und Scheiben nach jedem Besuch – insgesamt acht zusätzlich Kräfte waren dafür nötig. „Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken“, betonte Cujai. Insgesamt seien die Besuchskontakte problemlos verlaufen, sagt er. Die Besucher hätten Verständnis. Für alle drei Caritas-Heime zieht Sprecherin Susanne Bossy Bilanz: „Es hat funktioniert. Die Besucher hatten wie gebeten ihre Besuchswünsche angemeldet und sich pünktlich an die vergebenen Termine gehalten.“

Ähnliches berichtet auch Christine Vieweg von der Diakonischen Altenhilfe. An den acht Heimen der Diakonie gab es ebenfalls Zelte und Kontaktmöglichkeiten etwa in den derzeit geschlossenen Cafeterien. „Die meisten Besucher waren wirklich geduldig“, sagt Christine Vieweg. Für die Mitarbeiter sei der Tag „arbeitsintensiv“ gewesen: „Es war schon aufwändig. Auf Dauer werden wir dafür mit unserem Personal nicht auskommen.“

Sozialdezernent Stefan Kühn sagt für die städtischen Einrichtungen: „Es ist sehr gut gelaufen.“ Die Besucher hätten sich verantwortungsbewusst verhalten, das Vorgehen als Schutz der Bewohner anerkannt. Die Mitarbeiter hätten sich aber mehr Vorlauf gewünscht. Jetzt hätten die Häuser die Treffpunkte „aus dem Boden stampfen“ und zusätzliches Personal kurzfristig einsetzen müssen. „Mit einer Woche Vorlauf wäre das einfacher gewesen“, so Kühn.

Seine Bitte an Angehörige: „Bitte melden Sie weiterhin Besuche an.“ Denn vorerst ist der Kontakt nur unter den strengen Auflagen möglich. Roswitha Kirch ist aber froh über diese Chance. „Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch am Mittwoch.“