Ratinger Gastronomie Stadt forciert Mehrwegnutzung
Ratingen · Seit dem 3. Juli 2021 dürfen EU-weit Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik nicht mehr produziert werden. Der Rat hat beschlossen, den Gastronomen bei der Umstellung zu helfen. Die ist Pflicht – und zwar ab dem Jahr 2023.
Der Weg ist vorgezeichnet. Er heißt: Mehrweg. Passend zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung hatte die Stadt jetzt unter strengen Corona-Schutzmaßnahmen zu einer wichtigen Austausch- und Informationsveranstaltung über Mehrweggeschirr in der Außer-Haus-Gastronomie eingeladen. Gesetzliche Vorschriften verpflichten ab 2023 weite Teile der Gastronomie, Mehrweggeschirr beim „To-go-Geschäft“ anzubieten. Hierüber informierte die stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein e.V., Isabel Hausmann, praxisorientiert und anschaulich.
Teils über Video-Botschaften, teils in Live-Vorträgen wurden verschiedene Varianten von Mehrweggeschirr vorgestellt. Gastronomen konnten sich über Chancen und Herausforderungen austauschen und Ansichtsgefäße von gängigen Pool-Anbietern für Take-away-Geschirr begutachten. Die Pool-Leihsysteme von Mehrweggeschirr wurden insbesondere aufgrund der Qualität und der geringen Einführungskosten als sehr positiv bewertet. Dies kann sicherlich dazu beitragen, verschiedene Systeme einfach mal auszuprobieren.
Einige Betriebe bieten Gästen an, eigene Gefäße mitzubringen
Zudem ging es um die Hygienevorschriften bei der Nutzung kundeneigener Gefäße. In der Diskussion wurde deutlich, dass einige Betriebe in Ratingen ihren Kunden längst die Möglichkeit anbieten, ihre eigenen Gefäße mitzubringen. Beratung und Information hierzu bieten auch der Lebensmittelverband und die Initiative „Einmal ohne bitte!“, die kostenfreies Material zur Öffentlichkeitsarbeit – wie beispielsweise Schaufensteraufkleber – bereitstellt.
Die Gastronomen wollen in der Einführungsphase des Mehrweggeschirrs im Austausch bleiben, um möglichst einheitliche und somit auch kundenfreundliche Pfand- und Geschirrsysteme für die Kunden in Ratingen zu etablieren.
Betriebe, die bereits auf Mehrweg zur Müllvermeidung setzen, können dies an den Verein Ratingen.nachhaltig weitergeben. Denn um diesem Engagement mehr Öffentlichkeit zu verleihen, wird ein nachhaltiger Einkaufsführer für Ratingen erstellt.
„Wir wollen auch kleine Schritte honorieren und nehmen gerne Betriebe auf, wenn sie sich für einzelne Nachhaltigkeitsaspekte wie Mehrweg oder Bio-Qualität stark machen“, so Julia Merkelbach vom Verein Ratingen.nachhaltig.
Für alle interessierten Betreiber von Ratinger Restaurants, Cafés, Kantinen, Lieferdiensten, Kiosken, Metzgereien, Bäckereien und weiteren Lebensmittelgeschäften mit Speisen und Getränken im Außer-Haus-Verkauf stehen noch bis zum 16. Dezember alle Geschirrmuster in Ratingen bereit.
Bei Interesse kann man sich Geschirrvarianten unter Voranmeldung bei Lena Steinhäuser (Amt für Kommunale Dienste/Nachhaltigkeitsstrategie) ansehen und diese prüfen: lena.steinhaeuser@ratingen.de.
Seit dem 3. Juli 2021 dürfen EU-weit Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff sowie To-go-Getränkebecher, Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-behälter aus Styropor nicht mehr produziert werden. Da ab dem Jahr 2023 Gastronomen ohnehin verpflichtet sein werden, Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern für Essen und Getränke zum Mitnehmen und Bestellen anzubieten, muss verhindert werden, dass Caterer, Lieferdienste und Restaurants in der Zwischenzeit (und später parallel zu Mehrweglösungen) ein anderes Einwegmaterial nutzen, hieß es in einer früheren Ratssitzung.
Rainer Vogt, Fraktionsvorsitzender der Bürger Union (BU), betonte damals: „Die Umstellung auf Mehrweg-Systeme werden viele auch ohne Hilfe der Stadt hinbekommen. Allerdings ist es uns eine Herzensangelegenheit, dass kleine Gastronomen nicht allein gelassen werden. Sie müssen vielmehr kurzfristig und proaktiv unterstützt werden.“
Solche Hilfestellung könnte durch Informationsveranstaltungen im Schulterschluss mit der Ratingen Marketing GmbH, dem Verein Ratingen.nachhaltig und der Dehoga erfolgen.
Vogt betonte: „Bei überschlägig 400 Tonnen Einwegmüll pro Jahr in Ratingen wäre es unverantwortlich, den Weg weg vom Plastikmüll einfach laufen zu lassen. Wir müssen den Weg in die Mehrweg-Welt mitgestalten und verhindern, dass sich vermeintlich einfache Optionen zum Plastik durchsetzen, insbesondere das ökologisch fragwürdige – und teure – Aluminium.“