Gefahren im Straßenverkehr Verkehrschaos durch Elterntaxis

Ratingen · Die Zahl der so genannten Elterntaxis hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Das Verkehrschaos vor vielen Schulen sei zu einem täglichen Ärgernis geworden, sagt die Verkehrswacht vor dem Schulstart am Mittwoch.  

Die beiden zukünftigen Erstklässler Amy und Luca üben das Verhalten auf dem Schulweg und das richtige Überqueren einer Straße. Elterntaxis sollte man stehen lassen, rät die Verkehrswacht.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Aufregung und Nervosität sind sicherlich groß vor diesem Tag. Für Schüler in Nordrhein-Westfalen beginnt am Mittwoch, 10. August, ein neues Schuljahr. Unter ihnen sind landesweit 171 000 Erstklässler. Damit die i-Dötzchen ihren Schulweg sicher zurücklegen können, ruft die Kreisverkehrswacht Mettmann, die auch für Ratingen zuständig ist, alle Verkehrsteilnehmer zu besonderer Rücksicht auf.

„Autofahrer sollten besonders in der Umgebung von Schulen und Schulbus-Haltestellen sehr vorsichtig, langsam und stets bremsbereit fahren“, sagt Ralf Schefzig, erster Vorsitzender der Kreisverkehrswacht Mettmann. Denn Schulanfänger gelten als Verkehrsanfänger. „Sie können Entfernungen und Geschwindigkeiten von Fahrzeugen noch nicht richtig einschätzen, das lernen sie erst im Laufe der Zeit“, so Schefzig.

Erlernt werde dies allerdings durch die Teilnahme im realen Straßenverkehr und nicht auf der Rückbank eines Autos. „Das ist ein Grund, warum wir unterstützen, dass Kinder zu Fuß zur Schule gehen“, sagt Schefzig. Die Zahl der so genannten Elterntaxis habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen, das Verkehrschaos vor vielen Schulen sei vielerorts zu einem täglichen Ärgernis geworden. „Durch den Autoverkehr direkt vor den Schulen werden auch die gefährdet, die zu Fuß gehen“, führt Schefzig aus.

Er rät Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen müssen, diese etwa 250 bis 400 Meter vor der Schule abzusetzen – immer zur Bordsteinkante hin. „Dann können die Kinder nicht nur ein Stück durch den Straßenverkehr gehen, sondern haben auch Bewegung und frische Luft vor dem Schultag“, so Schefzig. Eltern, die es bisher nicht geschafft haben, können den Schulweg auch mit Schulstart noch mit ihren Kindern üben.

„Laufen Sie den Weg mit ihren Kindern mehrmals ab“, rät Schefzig. Dabei sollte darauf geachtet werden, wie der sicherste und nicht unbedingt der kürzeste Schulweg aussieht. „Viele Grundschulen haben Pläne vorliegen, auf denen die sichersten Schulwege eingezeichnet sind“, betont Schefzig.

Beim Üben sollte auf Gefahrenstellen wie Ein- und Ausfahrten, schlecht einsehbare Straßen und Übergänge ohne Ampeln hingewiesen werden. „Gerade in den ersten Schultagen sollte man sein Kind noch begleiten. Wenn man merkt, dass es das Gelernte verinnerlicht hat und auch die Aufregung der ersten Schultage verflogen ist, kann man es alleine gehen lassen“, erklärt Schefzig.

Ein Unfall im Bereich Hauser Ring/Brügelmannweg im Frühjahr vergangenen Jahres hat Eltern aufgerüttelt, deren Kinder die Anne-Frank-Grundschule besuchen. Mit einer Unterschriftensammlung kämpften sie für eine Verkehrsberuhigung vor der Schule.

Nachdem Bürgermeister Klaus Pesch den Eltern im September 2021 zugesichert hatte, dass die Stadt „Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit“ prüfen werde, passierte lange nichts. Vor einigen Wochen wurden jedoch in beiden Fahrtrichtungen vor der Schule Piktogramme „Vorsicht Schulkinder“ angebracht. Sie sollen die Autofahrer an die schwächsten Teilnehmer im Straßenverkehr erinnern.

Ein Anfang, finden die Ratinger Eltern, sie sagen aber auch: „Die Markierungen sind direkt vor der Schule angebracht. Wer erst dort bremst, hat keine Chance mehr, einen Unfall zu verhindern.“

Eltern, die jetzt schon mit ihren Kindern den Schulweg üben, haben festgestellt: „Das Überqueren des Hauser Rings macht den Kindern Angst. Die vielen Autos, deren Geschwindigkeit sie oft nicht einschätzen können, sind ihnen unheimlich.“ Auch, wenn es darum geht, Schulfreunde zu besuchen, greifen die Kinder lieber auf eine erwachsene Begleitperson zurück. Die Eltern hoffen deshalb, dass weitere Maßnahmen folgen, die den Hauser Ring sicherer machen. Denn nur so könne man langfristig auch die Zahl der Elterntaxis reduzieren, die derzeit doch lieber den Nachwuchs direkt vor der Schule absetzen, als ihn allein auf den Schulweg zu schicken.