Ratinger Tafel erhält die Dumeklemmer-Plakette
Der Baas der Jonges, Georg Hoberg, zeichnete die Einrichtung und die Vorsitzende aus.
Ratingen. Es waren nachdenkliche Gesichter, die Martin Letschert nach seiner Laudatio auf die Ratinger Tafel und ihre vielen ehrenamtlichen Helfer im Trimborn-Saal hinterließ. Eindrucksvoll hatte der Pfarrer im Ruhestand geschildert, wie sehr Himmel und Hölle, Ausgrenzung und Elend beieinander liegen können. Die Helfer der Tafel erleben das oft, mindestens dreimal wöchentlich, wenn bedürftige Menschen zu den Öffnungszeiten in das Ladenlokal an der Turmstraße kommen, um sich Obst, Gemüse und andere Lebensmittel zu kaufen, die sie sich sonst im Supermarkt nie leisten könnten.
Über 900 Tafeleinrichtungen gibt es mittlerweile im gesamten Land, die mehr als anderthalb Millionen aller Altersklassen an über 3000 Tafelläden und Ausgabestellen versorgen. „Hinter diesen harten Fakten verbergen sich Lebensschicksale“, rüttelt Letschert in seiner bewegenden Laudatio auf. Viele der Tafel-Helfer im Saal nicken bei diesen Worten.
Bis zu 350 Menschen aus rund 30 Nationen versorgt die Ratinger Tafel wöchentlich — nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch oft mit netten Worten, einem hilfreichen Gespräch. Ein Drittel dieser Menschen sind Kinder. Gerade für sie legen sich die etwa 130 Ehrenamtler ins Zeug. Mit zwei Kühltransportern werden bis zu fünf Tonnen nicht mehr benötigte Lebensmittel aus 40 Geschäften abgeholt — pro Woche.
„Was Sie leisten, ist beeindruckend. Sie geben mit scheinbaren Kleinigkeiten Menschen ein bisschen Hoffnung. Das macht Sie zu einem würdigen Preisträger“, hatte sich Jonges-Baas Georg Hoberg an Tafel-Chefin Ingrid Bauer gewandt. Sie nahm die Dumeklemmer-Plakette stellvertretend für ihr Team entgegen. Seit 1986 vergeben die Jonges diese Auszeichnung an Personen oder Institutionen, die sich besonders engagieren. Aber wohl selten in all den Jahren hat eine Feierstunde mit einer Laudatio so viele Fragezeichen in den Gesichtern der 200 Gäste hinterlassen: Wieso herrscht so viel Bedürftigkeit in einer Überfluss-Gesellschaft?