Mehrkampf-Meeting Rolnin triumphiert beim Mehrkampf-Meeting
Ratingen. · Der Franzose überbietet im Ratinger Stadion die WM-Norm Frankreichs der Zehnkämpfer.
Erinnerungen wurden wach an 1997, als Udo Bölts den späteren Tour de France-Sieger mit einem „Quäl dich, du Sau“ über die Vogesen scheuchte. Was der Franzose Gael Querin seinem Landsmann Basile Rolnin während der abschließenden 1500 Meter beim Zehnkampf in Ratingen zurief, ist nicht überliefert. Doch während der rund fünf Minuten langen Laufstrecke feuerte Querin seinen Kollegen immer wieder an, fungierte als Tempomacher, es fehlte nur noch, dass er ihn persönlich angeschoben hätte. Obwohl Querin selber bereits nach den 110 Meter Hürden ausgeschieden war, beendete er den Wettkampf wie ein echter Sportler – und trieb Rolnin mit 8205 Punkten ganze fünf Zähler über die WM-Norm für Doha.
Am Ende lag der 25-Jährige völlig erschöpft auf der Tartanbahn. Querin holte einen Eimer Wasser und schüttete ihn über Rolnin. Er war nach Bekanntgabe des Gesamtergebnisses auch der erste Gratulant. Rolnin begann zu weinen, konnte kaum glauben, dass er im September bei der WM in Doha dabei sein würde. „Das hier war mein erster Zehnkampf nach zwei Jahren. Seitdem hatte ich viele, viele Verletzungen. Ich hatte sogar schon überlegt, meine Karriere zu beenden.“
Dass Rolnin den Wettkampf überhaupt beenden konnte, war schon bemerkenswert. Der Franzose ging bereits mit einer Verletzung in den Wettkampf, hatte große Probleme beim Stabhochsprung. Jedes Mal brach er seinen Anlauf wieder ab. Bei seinem zweiten Versuch über 4,60 fiel er so unglücklich vor die Matte, dass er sich alles hätte brechen können. Doch er versuchte selbst noch den dritten – und brachte den Wettkampf zu Ende.
Dabei ist für ihn sogar noch Luft nach oben. „Normalerweise schaffe ich über fünf Meter im Stabhochsprung“, betonte er. „Jetzt werde ich mich auf die WM fokussieren. Dafür muss ich mich bei Gael bedanken. Die Langdistanz war immer schon meine Problemdistanz, daher war es großartig, wie er mich angetrieben hat.“ Rolnin gewann am Ende gar vier Disziplinen, übersprang im Hochsprung gar 2,08 Meter und warf den Speer als einziger über 60 Meter (61,60). Auch beim Diskuswurf (50,62 Meter) und beim Kugelstoßen (15,38 Meter) war der Franzose mit Abstand die Nummer eins im Teilnehmerfeld.
Weniger glücklich war Matthias Brugger, der auf Papier zweitstärkste Deutsche hinter Gesamtsieger Kai Kazmirek. Der Athlet des SSV Ulm war eigentlich auf Kurs Richtung 8200 Punkte, scheiterte aber im Stabhochsprung dreimal über 4,60 Meter und musste seine Hoffnungen auf Doha damit begraben. „Der Anlauf hat schon beim Einspringen nicht geklappt. Das war nicht mein Tag“, sagte Brugger, der danach aufgab. „Es ist schade, ich hätte die WM gerne mitgenommen.“
Für einen Lokalmatadoren lief der Wettbewerb deutlich besser. Fynn Zenker aus Düsseldorf überzeugte vor allem über die Laufdistanzen (Zweiter über 100 Meter, Dritter über 400 Meter und Zweiter über 1500 Meter).