Schüler-Projekt: Die besten Geschichten schreibt das Leben

In der Kirche St. Peter und Paul sowie in der Friedenskirche präsentieren 21 Gymnasiasten die von ihnen verfasste Literatur.

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Ratingen. „Das war anfangs komisch, so komplett frei zu sein“, fasst Lisa Ahn (17) das unbekannte Gefühl zusammen, ohne jedwede Art von Vorgabe kreativ sein zu dürfen. „Sonst wird im Unterricht immer sehr konkret vorgegeben, was genau gewünscht ist“, ergänzt Nina Claßen (16).

Wie sich aus bloßen Stichwortvorgaben ganze Geschichten um Liebe, Leid und Abenteuer spinnen lassen, tragen die beiden Schülerinnen des Theodor-Fliedner-Gymnasiums mit ihren Mitschülerinnen Chiara Henke, Miriam Prengel, Julia Weidling und Jana Wechtenbruch (alle 17) bei zwei Lesungen vor.

Mit weiteren 15 Mitstreitern haben sie als abiturrelevanten Grundkurs ein Literaturprojekt bei Lehrer Hans-Peter Schulz belegt. Und dem ging es nicht darum, pulitzerpreisverdächtige Ergebnisse aufs Pult zu bekommen. „Relevant war, wie Ideen entwickelt wurden.“ Das Ergebnis sind Storys, die Liebe, Leid und Abenteuer zum Inhalt haben.

„Überwiegend ernste Themen“, wie die jungen Frauen bilanzieren, Humoristisches ist nicht vertreten. Stattdessen geht es um typische Trennungsprobleme, Familien- und Freundschaftsdramen und kriegerische Auseinandersetzung. „So und so ähnlich steht das nicht bloß bei Shakespeare“, weiß Pfarrer Thomas Gerhold. „Das sind alles Bibel-Themen.“ Aber nicht nur deshalb sind „seine“ Friedenskirche und St. Peter und Paul Austragungsorte für die Lesungen. „Wir wollen den Nachwuchs fördern und die Chance geben, Prozesse und Aspekte des Lebens vorzutragen.“ „Kunst gehört auf die Bühne“, sagt Literaturlehrer Hans-Peter Schulz.

Die Generalprobe absolvierten die Schüler in einer Buchhandlung — für Nina Claßen, die auch moderierte, Neuland. „Ich war aufgeregt.“ Lampenfieber gepaart mit Vorfreude bestimmt bei allen Vortragenden die Gemengelage. Das Konzept steht, es werden aus verschiedenen Texten fünf- bis achtminütige Auszüge präsentiert. Zur Wahl stehen „krasse Entwicklungen“ oder identische Geschichten, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden „und erst durch die Dopplung ihren Sinn entfalten“. Im Stil Alfred Hitchcocks wurde mit unerwarteten Wendungen gearbeitet. Und bei einem Beitrag entpuppt sich der Protagonist nicht als Mensch, sondern als Mordwaffe: ein Messer.

Komplettiert werden die wahnwitzigen Exkurse in Fantasiewelten der Gegenwart durch Musik. In St. Peter und Paul improvisiert Kantor Ansgar Wallenhorst, in der Friedenskirche begleiten ein Pianist sowie Trompeter die Jung-Literaten.