Schulen schlagen Alarm
Um die Stellen für Schulsozialarbeiter gibt es Ärger. Die Verwaltung soll einen Beschluss nicht eingehalten haben.
Ratingen. Die Politik in Bund, Land und Kommune beschließt vieles: wie viele Kindergartenplätze es geben soll, wie viel Kindergeld Eltern bekommen oder wie viel Betreuungsgeld es gibt. Doch, was wäre, wenn die Behörden das Geld einfach nicht auszahlen, und es ihnen völlig schnuppe wäre, ob die Kleinen einen Krippenplatz bekommen.
Margret Paprotta Ratsfrau der CDU
Ähnlich ignorant findet die CDU das Verhalten der Verwaltung, die einen Ratsbeschluss nicht umgesetzt haben soll. Es geht um Stellen von Schulsozialarbeitern. Drei sollten eingerichtet werden. Das ist auch geschehen. Doch seit geraumer Zeit sind nur noch eineinhalb Stellen besetzt, was Ratsfrau Margret Paprotta ärgert.
Als die Stellen eingerichtet wurden, sei man damals in den politischen Gremien davon ausgegangen, dass dies am Bedarf gemessen eher der Tropfen auf den heißen Stein sein würde. „Dass der Bürgermeister jetzt seine Organisationshoheit dazu benutzt, die Stellen einzusparen, finde ich fachlich nicht gut“, sagt sie.
Unmöglich findet sie auch den Umgang mit dem Rat und seinen Ausschüssen. Eine im Februar gestellte Anfrage Paprottas sollte schriftlich beantwortet werden. Als dies nicht geschah, habe sie noch einmal bei der Stellenplanberatung in der Ratssitzung am 21. März nachgefragt. Doch weder der Bürgermeister noch seine Personalverwaltung haben die Anfrage beantwortet.
„Dieses Verhalten ist absolut inakzeptabel“, findet Paprotta. Damit unterlaufe der Bürgermeister den Willen des Rates. Viel schlimmer sei jedoch, „dass die Leidtragenden die Schulen sind. Wir könnten beim Umgang des Bürgermeisters mit dem Rat ja fast noch ein Auge zudrücken. Aber dieses Kräftemessen wird eindeutig auf dem Rücken der Schüler und Lehrer ausgetragen“.
Die Stadt wiegelt ab, sagt, es seien im Jahr 2008 nur eineinhalb Stellen beschlossen worden. „Durch Stellen aus dem Paket ,Bildung und Teilhabe’ ist Schulsozialarbeit an weiterführenden Schulen mit immerhin 5,4 Stellen vertreten — daher besteht bei der Wiederbesetzung der eineinhalb Stellen kein so großer zeitlicher Druck“, teilt die Stadt mit. „Die Aufgabenbereiche beider Formen der Schulsozialarbeit sind zwar nicht deckungsgleich, sie haben aber bedeutende Schnittmengen. Insofern ist Ratingen durchaus gut aufgestellt.“
Der Forderung der Union, die Stellen wieder zu besetzen, weicht die Verwaltung aus: „Es gilt zunächst abzuwarten, ob die 5,4 Stellen Schulsozialarbeit aus dem Paket ,Bildung und Teilhabe’ weiter aus Bundesmitteln finanziert werden. Die Weiterbeschäftigung ist vorläufig bis Mitte des Jahres 2014 gesichert.“
An den Schulen wird indes Alarm geschlagen. Betroffen sind die Friedrich-Ebert-Realschule und das Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium. „Wir haben keine Schulsozialarbeiterin mehr, da sie im Mutterschutz ist. Und wir erhalten seit zwei Jahren kein Signal“, sagt Angelika Melzer, Leiterin der Realschule. „Immerhin waren sie wichtige Ansprechpartner für Schüler und Eltern — zum Beispiel bei Konflikten im Elternhaus.“