Stadt will gegen Flughafenausbau klagen
Der Airport will wachsen — mit Folgen für Ratingen. Nun soll das Gericht über den Ausbau entscheiden
Ratingen. Die wichtigste Nachricht sickerte am Rande der Veranstaltung durch. Es zeichnet sich ab, dass der Rat der Stadt bei seiner Sitzung am kommenden Dienstag eine Klage gegen die Erweiterung der Flugkapazitäten beschließen wird. Überraschend kommt dieser Schritt nicht, denn die Dumeklemmerstadt befindet sich damit in guter Gesellschaft. Bis auf Düsseldorf und Neuss werden wohl alle Anlieger den Rechtsweg beschreiten, um die Kapazitätserweiterung letztlich zu verhindern. Darum ging es im großen Saal der Stadthalle.
Die Geschäftsführung des Flughafens hatte zur ersten von drei Informationsveranstaltungen in der Region geladen. Und offensichtlich hatte man mit dem Schlimmsten gerechnet, denn selbst die Polizei zeigte Präsenz. Kein Wunder, hatte es doch bei ähnlichen Terminen in der Vergangenheit Diskussionen auf einer hohen Eskalationsstufe gegeben.
Doch auch wenn es zum Ende etwas lauter wurde — das Thema Flughafenlärm scheint die Massen nicht mehr zu mobilisieren. Gerade einmal rund 45 Personen saßen im Saal, der für rund 600 Personen bestuhlt worden war. Und davon kamen noch einmal knapp zehn Zuhörer aus anderen Städten. Und so war es für Ludger Dohm, den Sprecher der Geschäftsführung, zumindest zum großen Teil eher ein Spaziergang, bei dem es so schien, als würde er manchmal selbst ungläubig in den leeren Saal schauen.
Ludger Dohm, Sprecher der Airport-Geschäftsführung
„Die Erweiterung ist für uns dringend nötig, um im internationalen Vergleich bestehen zu können“, sagte er und rechnete vor, dass rund 56 000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt eng mit dem Flughafen verknüpft seien.
So präsentierte er Zahlen und Fakten, die den Wunsch des Flughafens untermauern sollten: Flexiblere Nutzung der zweiten Start- und Landebahn, Erhöhung der maximalen Zahl der stündlichen Flugbewegungen von derzeit 47 auf 60. „Der Angerlandvergleich und auch die Nachtflugbeschränkungen bleiben aber völlig unangetastet“, versprach Dohm — und erntete dafür Gelächter. Überzeugen konnte er die Anwesenden nicht, zu verfahren scheinen die Positionen zu sein.
Ulrich Neck, Vorsitzender des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“, betonte: „Das angedachte Prinzip, nicht genutzte Zweibahnzeiten in einem Kontingent zu sammeln und beliebig einsetzen zu können, ist nie erklärt worden. Nicht auszuschließen ist, dass über mehrere Tage hinweg ganztägig ein Zweibahn-Betrieb mit 60 Flugbewegungen pro Stunde stattfinden kann.“
Dieser Punkt berühre sehr wohl den Angerlandvergleich und damit elementare Interessen von Ratingen. Ziel und Zweck des Angerlandvergleichs sei es ja, durch Regelungen für die Mitbenutzung der Parallelbahn die Bürger zu schützen — auch mit Blick auf die Gesundheit.
Nicht gut kam im Saal der Auftritt von Bürgermeister Klaus Pesch an, der offensichtlich in einer Zwickmühle steckte. Seine Botschaft: Der Flughafen ist wichtig für den Wirtschaftsstandort Ratingen, die Bürger werden teilweise aber doch sehr belastet. „Ich hätte erwartet, dass der Bürgermeister sehr klar und deutlich Position für die Menschen seiner Stadt bezieht“, betonte ein Zuhörer verärgert.