Stillstand beim Kita-Neubau: Bedenken über ungenügende Kita Plätze

Christian Wiglow, der Fraktionsvorsitzende der SPD, hat Bedenken, dass es genügend Plätze in Ratingen gibt.

Ratingen. Auf dem Gelände der alten Kindertagesstätte Schützenstraße sammelt sich Sperrmüll und Bauschutt. Von Abrissarbeiten, geschweige denn einem Neubau, ist nichts zu sehen. Dabei ist das seit mehr als einem Jahr beschlossene Sache.

Darüber wundert sich auch SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Wiglow und verweist in einem Schreiben an die Stadtverwaltung auf den Beschluss aus der Ratssitzung im vergangenen Jahr, die Kita Schützenstraße als viergruppige Einrichtung dort neu zu errichten. „Dass sich das Vorhaben nun dermaßen verzögert, ist ärgerlich“, sagt Wiglow. Er habe große Bedenken, dass Ratingen die gesetzlich vorgegebene U3-Betreuungsquote von mindestens 32 Prozent, beziehungsweise das selbst gesteckte Ziel von 35 Prozent, ab dem Kindergartenjahr 2013 erreichen wird.

Der Grund für den Stillstand an der Schützenstraße: In einem Schreiben verweist Jugendamtsleiterin Christa Seher-Schneid auf Probleme beim erbbaurechtlichen Vertrag zwischen der Stadt und dem bisherigen Eigentümer, der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul. Diese Problematik sei jedoch Ende Mai behoben worden, weil der Kirchenvorstand beschlossen hat, den Besitz vorzeitig an die Stadt zu übertragen.

„Die Ausschreibung für den Abriss des Gebäudes kann also erfolgen“, sagt Seher-Schneid. Auch Gerd Willms, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement, bestätigt: „Die Ausschreibung für die Rohbauarbeiten ist raus.“ Diese soll nun spätestens am 27. September im Bau- und Vergabeausschuss behandelt werden.

„Es kann doch nicht sein, dass die Verwaltung sich große Ziele setzt und diese dann mit solchem Verzug oder gar nicht umsetzt“, ärgert sich unterdessen SPD-Mann Wiglow. Damit spielt er auch auf die geplante neue Kita an der Calor-Emag-Straße an. „Dieses Vorhaben ist komplett auf Eis gelegt“, sagt Willms dazu. Der Stadt fehle schlicht und einfach das Geld, begründet Seher-Schneid. „Das Fördergeld des Bundes geht in die Kita Schützenstraße, das des Landes ist für den Ausbau bereits bestehender Betreuung gedacht.“

Die Kita Schützenstraße wird außerdem von der Stadt zum großen Teil aus eigenen Mitteln gestemmt — offenbar auch ein Grund für die Verzögerung. „Zunächst musste erwogen werden, ob sich die Stadt das auch leisten kann“ sagt Gebäudemanagementleiter Willms.

„Hier müssen einfach die richtigen Prioritäten gesetzt werden“, entgegnet Christian Wiglow. Eine gute U3-Betreuung verbessere schließlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und „ist damit nicht nur ein sozialer, sondern auch ein Standortfaktor.“ Dass nun von ursprünglich drei beschlossenen Kita-Neubauten — auch von einer Einrichtung am Felder Hof war im Rat die Rede — nur noch eine, und diese nur mit Verzögerung entsteht, sei bedenklich.

Gerd Willms geht davon aus, dass die Arbeiten an der Schützenstraße im Oktober beginnen können, so dass die Kita im November 2013 — also mit dreimonatiger Verspätung — steht. 22 zusätzliche U3-Betreuungsplätze stünden dann zur Verfügung. „Das genügt doch nicht“, sagt Wiglow.

Christa Seher-Schneid verweist auf die rund 200 Plätze in der Tagespflege sowie einer momentanen Betreuungsquote von 36,9 Prozent. „Im nächsten Jahr werden wir sogar 40 Prozent erreichen“, sagt Seher-Schneid. „Darin eingerechnet sind aber auch Tagesmütter, die aber mit einem institutionellen Platz nicht zu vergleichen sind“, gibt Wiglow zu bedenken.

Elternumfragen hätten ergeben, dass eine Präferenz für Kindergartenplätze anstelle der Betreuung durch Tagesmütter herrsche. „Die Tagespflege hat sich durch zusätzliche Qualifikationen gemausert“, findet Seher-Schneid Argumente dafür.