Streit zwischen DKV und Anwohnern geht weiter

Inzwischen gibt es 160 Unterschriften gegen den Neubau des Unternehmens.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Im Streit um den geplanten Erweiterungsbau des Mobilitäts-Dienstleisters DKV an der Balcke-Dürr-Allee haben Anwohner, Unternehmensleitung und Architekten Mittwochabend ihre Standpunkte ausgetauscht. Eine Annäherung gab es bei dem Runden Tisch nicht.

Das Unternehmen will für den Neubau den geltenden Bebauungsplan der Stadt in der Höhe und der Breite erheblich überschreiten. Und drängt auf eine Zustimmung der Nachbarn. Die Architekten machten geltend, dass die Baumasse insgesamt eingehalten würde. Die Anwohner des dahinter liegenden Wohnviertels entlang der Hugo-Schlimm-Straße hingegen fürchten zusätzlichen Verkehrslärm und kritisieren einen langen Gebäudeschatten auf ihren Terrassen sowie das Zubauen einer Frischluftschneise. Sprecher Dr. Wolfgang Backmerhoff überreichte der DKV-Unternehmensleitung eine Petition mit rund 160 Unterschriften, in der die strikte Einhaltung des geltenden Bebauungsplans gefordert wird.

Mobilitätsdienstleistungen wie Tankkarten, europaweit funktionierende Mautbezahlcomputer und Serviceleistungen für Speditionen boomen. Deshalb will die DKV möglichst rasch die bestehenden 500 um 100 neue Arbeitsplätze aufstocken und plant den „Erweiterungsbau“. Die betroffenen Wohn-Eigentümer sprechen schlicht von einer Verdopplung der bisherigen Unternehmenszentrale. Und erinnern sich gut daran, dass sie aus ihrer Sicht schon einmal von der DKV, der Ratinger Verwaltung und konservativen Stadtpolitikern über den Tisch gezogen wurden. Beim Bau der heutigen Firmenzentrale in den Jahren 2009/2010 hatte das Gebäude plötzlich eine Etage mehr als im Bebauungsplan vorgesehen.

Dementsprechend gering ist das Vertrauen in die aktuellen Versprechungen der DKV. Deren Architekten gaben sich beim „Runden Tisch“ Mühe, den 26 Zuhörern die Neubaupläne schmackhaft zu machen. Sie sagte eine komplette Begrünung der rückwärtigen Fassade zu und zeigten das Bild eines hängenden Urwalds. Durch das Überschreiten des Bebauungsplans in der Breite wird die letzte Lücke nach Westen schmaler und soll zudem in den Etagen drei und vier einen Übergang zum bestehenden DKV-Bau erhalten. Diese verglasten und daher transparenten Gänge versuchten die Architekten als „städtebauliche Aufwertung“ zu verkaufen. Die Anwohner wollen den Übergang nicht und schlagen vor, die Gebäude unterirdisch zu verbinden.

Meinungsverschiedenheiten gab es auch über die unter dem Bürokomplex geplante Tiefgarage. DKV-Vorstand Werner Grünewald betonte, das Unternehmen würde dort auch jene 80 Stellplätze schaffen, die durch den Neubau oberirdisch wegfielen. Die Anwohner kritisierten die Zufahrtsrampe von der Oststraße aus, die direkt neben der dortigen Kita liegt.

Am Ende der mehr als zweistündigen, engagiert geführten Diskussion gab der DKV-Vorstand sein Ehrenwort, dass bei diesem Bau sämtliche Zusagen seitens des Unternehmens eingehalten würden. Die Anwohner blieben skeptisch, wobei zwei Beteiligte sagten, dass Backmerhoff nicht für alle Anwohner spräche. Eine begrünte Rückfassade des geplanten DKV-Neubaus sei deutlich attraktiver als die glatte Beton-Stahl-Front anderer Bürohäuser entlang der Balcke-Dürr-Allee.