Urlaub — Leidenszeit für Katzen
Die Ratinger Tierhilfe ist Zuflucht für ausgesetzte, verlassene Katzen. Aber sie braucht mehr denn je Menschen, die sie unterstützen.
Ratingen. „Wir werden von Katzen überrannt!“ Karin Georgens, Katzenbeauftragte der Ratinger Tierhilfe, sieht bekümmert aus. Seit 13 Jahren unterstützt sie die Tierhilfe beim Katzenschutz — und immer pünktlich zur Urlaubszeit kommen die Helfer kräftig ins Schwimmen. „Die Leute geben ihre Katzen mit den unglaublichsten Ausreden ab — pünktlich, wenn es Zeit wird, in den Urlaub zu fliegen. Wir platzen aus allen Nähten und wissen einfach nicht mehr, wohin mit den Tieren.“
Alleine bei Karin Georgens warten 14 Pflegekatzen auf ein neues Zuhause. Zusätzlich zu ihren fünf eigenen. Und auch bei Annette Strunk ist die Bude voll. „Normalerweise habe ich vier bis fünf Katzen in Pflege“, sagt sie. „Zurzeit sind es zehn.“
Unter ihnen ein paar echte Problemfälle, wie zum Beispiel die sechs Jahre alte Leni. Das dunkle Kätzchen lebte Jahre lang auf der Straße, bis sie Vertrauen zu einer Frau fasste, die die Katze regelmäßig fütterte. Doch dann zog die Frau weg und ließ Leni zurück. Annette Strunk: „Leni ist extrem schüchtern, außerdem sieht und hört sie nicht mehr so gut. Sie bräuchte jemanden mit viel Zeit und Geduld, damit sie noch einmal Vertrauen fasst.“
Ganz anders als Kitty. Die zweijährige Katze strotzt vor Selbstbewusstsein und scheint sich auch absolut klar darüber zu sein, dass sie mit ihrer seltenen Fellfarbe — dreifarbig gestromert — eine echte Schönheit ist. Kitty wurde von einer Familie abgegeben, weil sie den Eltern zur Last fiel und die Kinder sich nicht richtig um sie kümmerten. Karin Georgens schäumt vor Wut, wenn sie davon erzählt: „Jetzt habe ich gehört, dass die Familie nach dem Urlaub eine Perserkatze anschaffen will. Es ist eine Schande.“
Viele Halter lassen ihre Katzen nicht kastrieren — und schon entsteht unerwarteter und ungewollter Nachwuchs. Karin Georgens tut ihr Bestes, um alle Katzen in Ratingen zu versorgen, aber es fehlt an allen Ecken und Enden. „Der Verein lebt nur von Spenden. Wir können uns kein eigenes Gebäude leisten; und die Stadt finanziert uns das auch nicht. Wir benötigen dringend weitere Pflegestellen — Menschen, die bereit sind, Katzen für eine gewisse Zeit aufzunehmen, bis sie ein Zuhause gefunden haben — und die auch bereit sind, diese Katzen dann wieder abzugeben.“
Kosten müssen diese Menschen nicht fürchten — die Tierhilfe kommt für alles auf, angefangen bei der Erstausstattung wie Katzenklo, Streu und Futter bis hin zu Tierarztkosten. „Jeder, der eine Katze auf Zeit aufnimmt, entlastet die Lage enorm“, sagt Karin Georgens. Wir würden gerne viel mehr tun, aber wir können nicht mehr verkraften — irgendwann ist einfach wirklich Schluss. Auch, wenn man die Biester am liebsten alle behalten würde.“ Jetzt strahlt sie über das ganze Gesicht — die Liebe zu den Tieren ist ihr auch nach 13 Jahren noch deutlich anzusehen. „Ich kann mir nicht helfen — aber ich finde die Viecher einfach toll!“