Ratingen Verkehrschaos weiterhin befürchtet
Ratingen. · Bürger äußern Ängste bezüglich der neuen Ampelanlage an der L 422. Planer halten an Idee fest.
Die L 422: eine Landstraße, die viele Homberger täglich aufs Neue an den Rand des Wahnsinns treibt. Dauerstaus, eine Stunde oder mehr Fahrt- und Kriechzeit von der Innenstadt nach Hause – keine Seltenheit. Und daher wundert es nicht, dass die Info-Veranstaltung in der Aula der Christian-Morgenstern-Schule sehr gut besucht war. Die Sorge, dass mit den geplanten Baumaßnahmen alles vielleicht noch schlimmer wird, steht vielen Zuhörern regelrecht ins Gesicht geschrieben – von der geplanten hochmodernen Ampelanlage mit innovativer Kameratechnik und deren Funktionsweise gibt es bislang kaum in der Praxis erprobte Erfahrungswerte, die L 422 gilt als Pilotprojekt.
Neue Technik beinhaltet
auch das Grüne-Welle-System
„Eigentlich finde ich den Begriff Pilotprojekt nicht ganz passend“, erklärte Projektleiter Klaus Dahmen vom Landesbetrieb Straßen NRW, „das klingt nach Versuchskaninchen und suggeriert, dass wenn es schief geht, noch mehr Chaos entsteht. In diesem Fall ist es aber so, dass die neue Signaltechnik das alte gängige Grüne-Welle-System beinhaltet, auf das wieder zurückgegriffen werden könnte. So würde die Situation maximal gleich schlecht, aber niemals schlimmer werden.“
Die Planer sind sich sicher: Mit der neuen Technik wird der Verkehr künftig wesentlich besser fließen. „Wir hatten ein Verkehrsplanungsbüro mit einer Mikrosimulation beauftragt, das bedeutet eine äußerst detaillierte Verkehrsbetrachtung auf Basis der Ist-Situation. Dabei wird etwa genau geschaut, was zwischen zwei Signalanlagen passiert, welche Fahrzeuge – etwa Lkw, Motorrad oder Auto – wie lange welche Strecke nutzen. Anhand der Auswertungen steuert diese Signalanlagentechnik bestmöglich den Verkehrsfluss“, so Baudezernent Jochen Kral.
Und: Der Erhalt der jetzigen Ampelanlage sei ohnehin nicht möglich gewesen, dies auf Grund der völlig überalterten Technik seien etwa die auswechselbaren Steuerungsmodule gar nicht mehr verfügbar. „Hatten wir denn nicht einfach noch die drei Jahre ausharren können, bis endlich der Anschluss der A 44 fertiggestellt wird?“, fragte eine Hombergerin.
„Wir haben uns alle möglichen Lösungsansätze angeschaut“, so der Dezernent, „und dabei hat sich herausgestellt, dass der jetzige Asphalt dem Verkehrsaufkommen nicht noch drei oder mehr weitere Jahre stand hält.“
Mit Beginn der Sommerferien starten die Maßnahmen am schwierigsten Abschnitt in Homberg zwischen Dorfstraße und Steinhauser Straße. An beiden Knoten wird zeitgleich gearbeitet. Unter anderem werden sie barrierefrei und behindertengerecht umgebaut, die Bordsteine an den Bushaltestellen werden gesenkt, an der Dorfstraße wird die Mittelinsel entfernt, akustische Signale werden für Blinde installiert. Während dieser Arbeiten bleibt die L 422 befahrbar. Lediglich an einem Wochenende – wahrscheinlich zum Ende der Sommerferien – wird es während der Bodenerneuerung auf diesem Teilabschnitt eine Vollsperrung geben.