Wilfried Klapdor verlässt die Dumeklemmerhalle
Wilfried Klapdor war 37 Jahre lang die Seele der Dumeklemmerhalle. Jetzt geht er in Rente — und erinnert sich an bewegende Abende.
Ratingen. Hier kennt er sich besser aus als in seinem Wohnzimmer zu Hause. Ob er in der Stadthalle auch mehr Zeit verbracht hat als in den eigenen vier Wänden? Wilfried Klapdor zögert. „In den ersten Monaten waren wir fast Tag und Nacht zugange. Da war alles noch ganz neu.“ Im Jahr 1967 wurde die Stadthalle mit ihrer sensationellen Dachkonstruktion eröffnet — und Klapdor trat kurz darauf seinen Dienst als Hallenmeister an. Nun geht der 65-Jährige als Veranstaltungstechniker in den Ruhestand.
Nachdem die ersten Kinderkrankheiten der Halle überstanden waren — mal gab es einen Wassereinbruch, mal brannte eine Elektroverteilung —, mauserte sich Ratingens gute Stube zu einem bei Künstlern und Showgrößen beliebten Auftrittsort.
„Für Wilfried mit besten Wünschen! Chris Roberts“ oder „Immer gerne hier in Ihrem schönen Haus. Rex Gildo“. Wenn Klapdor in seiner dicken Kladde blättert, ist es für ihn eine Reise in die Vergangenheit — auch in die der deutschen Unterhaltungsgeschichte.
Alles, was seit Ende der 1970er-Jahre im Showbiz Rang und Namen hatte, hat sich in Klapdors Kladde verewigt: Rainer Holbe, Freddy Breck, Ralf Bendix, Karel Gott, Mary Roos, Bernhard Brink, Gebrüder Blattschuss mit Karl Dall sowie Wim Toelke und Heinz Schenk. Sogar die Wiener Sängerknaben gaben in der Halle am Europaring ein Gastspiel. Autogramme und Widmungen erhielt er auch von Helmut Kohl, als dieser noch nicht Kanzler war, von Herbert Wehner, Johannes Rau und jüngst Hannelore Kraft.
Klapdor begrüßte sie alle, schaute nach dem Rechten, fragte nach Sonderwünschen und sorgte dafür, dass alles reibungslos über die Bühne ging. Aber auch mit Promis aus dem Sport wie Trainer Aleksandar Risti oder DEG-Legende Otto Schneitberger kam er im Laufe der Jahre zusammen. „Das war schon richtig interessant, die aus der Nähe kennenzulernen“, sagt er.
Auf manche Erinnerung hätte er aber auch verzichten können. Etwa als es 1987 beim Mitternachtsauftritt von Hildegard Knef auf dem Galaabend des Sports Bombenalarm gab und alles geräumt werden musste. Oder als Alfred Biolek abgesagt hatte, weil der große Saal nicht abgedunkelt werden konnte.
Er hat auch die wilden Altweiberpartys miterlebt, als „im Foyer die Betrunkenen herumlagen“ und es fast immer Polizeieinsätze gab. „Am nächsten Tag musste die Kehrmaschine durchs Foyer, sonst wäre es nicht mehr sauber geworden.“
Mit dem Einbau neuer Ton- und Lichttechnik musste Wilfried Klapdor viel dazulernen: „Früher haben wir im Regieraum mal eine Musikkassette eingelegt, heute ist alles digitalisiert — die Musik, das Licht, die Effekte.“ Übrigens: Wenn Klapdor auswärts bei Veranstaltungen ist, schaut und vergleicht er automatisch die fremden Hallen mit „seiner“. Die ist ihm besonders ans Herz gewachsen — an Wochenenden habe er sie öfter gesehen als seine Frau.