Wirbel um Computerkurse
Die Stadt hat das Freizeitangebot untersagt, weil die Dozentin gewerblich tätig gewesen sein soll. Die Senioren ärgert dieses Vorgehen.
Ratingen. Der Streit um die Computerkurse im Seniorentreff Ost nimmt kein Ende. Und die Senioren kämpfen weiter dafür, dass das Angebot wie bisher bestehen bleibt. „Die Stimmung unter den Senioren ist zurzeit explosiv“, sagt Friedrich Remde.
Er ist regelmäßiger Besucher des Treffs an der Carl-Zöllig-Straße und besucht auch die Kurse, die derzeit noch von der Dozentin Cornelia Willke angeboten werden. Damit soll aber ab März Schluss sein.
Seit 2000 bringt sie den Senioren im Treff Ost bei, wie sie einen Computer bedienen müssen und sich im Internet zurecht finden können. Im Dezember allerdings wurde sie ins Rathaus zitiert. Sozialdezernent Rolf Steuwe sprach ein Machtwort: Sie dürfe die Kurse nicht mehr anbieten, da sie Geld dafür nehme. „Und dies kommt einer gewerblichen Nutzung gleich“, sagt er.
In einem Gespräch, das Steuwe mit Willke geführt hat, soll sie laut dem Sozialdezernenten bestätigt haben, dass sie im vergangenen Monat rund 3800 Euro durch die Computerkurse eingenommen habe. „Eine gewerbliche Nutzung in Räumen, die gemeinnützig genutzt werden, ist nicht in Ordnung.“
Die Geschichte ist mittlerweile zu einem Politikum geworden und hat schon den Sozialausschuss beschäftigt. Viele Senioren kamen, um kritische Fragen zu stellen, warum sie nicht mehr ihre Computerkurse in Zukunft im Seniorentreff besuchen können.
Und auch dort erklärte die Verwaltung, dass dies nicht erlaubt sei, weil der Seniorentreff gemeinnützig sei, das Angebot der Computerkurse aber nicht.
Zudem wies die Verwaltung die Senioren darauf hin, dass es ja ein Ersatzangebot gebe. Und zwar sollen die Senioren Computerkurse sowohl in der VHS besuchen als auch im Seniorentreff, dort aber außerhalb der regulären Öffnungszeiten, damit genügend Zeit ist, andere Freizeitaktivitäten anbieten zu können (wir berichteten).
Doch das ist für die Senioren keine Alternative. „Die Kurse an der VHS sollen in den Abendstunden stattfinden. Das ist vielen Senioren zu gefährlich. Sie haben ein mulmiges Gefühl, im Dunkeln nach Hause zu müssen“, sagt Friedrich Remde.
Zudem könnten die VHS-Kurse die Zahl der Teilnehmer, die bisher die Kurse im Seniorentreff besucht haben, gar nicht bedienen.“ Im Treff hätten 100 ältere Menschen an den Kursen teilgenommen, die VHS könnte nur 48 Personen in die Kurse aufnehmen.
Dem widerspricht Steuwe. „Die Senioren werden die Computerkurse besuchen. Es wird genügend Kapazitäten geben. Zudem finden die Halbjahreskurse im Sommer statt, also ist es auch noch hell nach 18 Uhr.“ Für Gespräche mit den Senioren sei er immer bereit, aber er denke nicht, dass es Änderungsbedarf am neuen Konzept gibt.
Die Lösung mit den VHS-Kursen sei eine gute. „Und so wird das ab März laufen“, sagt er. Dennoch werde die Verwaltung auf Beschluss des Sozialausschusses eine Vorlage erstellen, wie künftig Kursangebote in städtischen Einrichtungen wie dem Seniorentreff angeboten werden. „Genaueres dazu wird erst in der nächsten Ausschussitzung bekanntgegeben“, sagte Steuwe.
Die Dozentin Cornelia Wilke kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Sie weist im Gespräch mit der WZ vehement zurück, so viel Geld an den Computerkursen verdient zu haben. „Dies habe ich auch nie in einem Gespräch mit Herrn Steuwe bestätigt“, sagt sie.
Wie viel Geld sie tatsächlich eingenommen hat, darüber will sie keine Auskunft geben. „Aber es geht alles in Ordnung, weil ich nicht gewerblich tätig war, sondern freiberuflich. Das ist ein Unterschied.“ Sie sei auch nicht angesprochen worden, ob sie Teil des neuen Konzepts ist. „Gespräche, ob ich als Dozentin dann an den den VHS-Kursen beteiligt werde, fanden nicht statt.“