Volleyball Unbeständigkeit ist das größte Problem

Langenfeld. · Analyse Michael Wernitz und die Volleyballerinnen der SG Langenfeld dürfen sich in der Regionalliga noch Chancen auf die Vizemeisterschaft ausrechnen. Es fehlt jedoch die mutige Anführerin auf dem Feld.

Seit zwölfeinhalb Jahren steht Michael Wernitz als Trainer am Spielfeldrand. Er sagt: „Ich habe eine Menge Geduld.“

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Im Sport ist oft von Kontinuität die Rede. Wer auf der Trainer-Position in schwierigen Zeiten keine Wechsel vornimmt und Vertrauen schenkt, wird häufig auf lange Sicht belohnt. Seit jetzt zwölfeinhalb Jahren coacht Michael Wernitz die Regionalliga-Volleyballerinnen der SG Langenfeld mit ganz viel Leidenschaft. „Ich habe eine Menge Geduld“, sagt der 64-Jährige.

„Wahrscheinlich bin ich ein empathischer Mensch, der sich in die Köpfe der Spielerinnen hineinzuversetzen versucht. Weil ich Verständnis habe, bin ich zu Kompromissen bereit. Die Mädels arbeiten für sich und nicht für mich, sodass ich bei Rückschlägen nicht persönlich beleidigt bin.“ Dass der in der IT-Branche tätige Wernitz eine Ära prägen würde, war nicht vorauszusehen. 2015 warb der damalige Drittligist SSF Fortuna Bonn um den erfahrenen Coach, doch er lehnte ab. Stattdessen entschied er sich für einen Verbleib bei der SGL und für ein paralleles Engagement beim Landesligisten TV Menden, wo seine Tochter Rebecca spielt. „Ich mag den Umgang in Menden, zumal es dort keinen Stress gibt“, betont Wernitz, der außerdem im vergangenen Sommer mit den Damen der deutschen Ü50-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in den USA die Silber-Medaille ergatterte.

Während die Langenfelderinnen auf ihrer Trainer-Position zweifelsohne über Kontinuität verfügen, sind sie in der ersten Saisonhälfte beständig unbeständig geblieben. Nach viel Licht und Schatten steht die SGL mit 22 Punkten auf einem soliden vierten Platz. Da der Dritte VoR Paderborn (22 Zähler) und der Zweite TuS Herten (23) nur hauchdünn entfernt liegen, darf das Team sogar noch von der Vizemeisterschaft und damit von der Relegation um den Aufstieg träumen. Der Spitzenreiter TSV Bayer Leverkusen II (26) besticht hingegen als Aufsteiger mit seiner spielerischen Abgeklärtheit und gilt weiter als klarer Favorit.

Zunächst legte die SGL einen begeisternden Start hin, indem sie die ersten fünf Partien allesamt für sich entschied. Allerdings: Die Erfolge erreichte Langenfeld vor allem über Abstiegskandidaten wie das Schlusslicht ASV Senden (3:0) und den Vorletzten SG SV Werth/TuB Bocholt (3:0). „Wir hatten viel Spaß am Spiel“, konstatiert Wernitz.

Der 16 Spielerinnen umfassende Kader bietet auf jeder Position viele Alternativen. Durch eine neue Regelung dürfen ab dieser Saison zwölf Akteurinnen plus zwei Libera für den Spieltag nominiert werden. Das Team profitierte durch Zugang Christin Nadolski vom Hildener AT, die trotz starker beruflicher Einschränkungen mit viel Energie mitmischt. Wernitz: „Christin hat ihre Chance ganz klar genutzt. Sie kann zudem gut mit Menschen umgehen und ist sehr offen.“ Während sich Nadolski um die Verteidigung kümmert, ist ihre Libera-Kollegin Tina Steinacker für die Annahme verantwortlich.

Nach der Siegesserie verloren die Langenfelderinnen indes die Freude durch die bitteren Niederlagen in Herten (2:3), gegen Leverkusen (1:3) und bei VoR Paderborn (1:3). „Wir hätten selbst gegen Leverkusen gewinnen können“, ärgert sich die Mittelblockerin Silke Althaus noch heute. „Leider haben wir uns deutlich mehr Eigenfehler erlaubt als die Gäste. In unserer Spielklasse kann jeder gegen jeden gewinnen, sodass wir uns über jeden einzelnen Punkt freuen müssen.“

Nach dem souveränen 3:0 über den SC Union Lüdinghausen erlebte die SGL beim VC Eintracht Geldern (2:3) ein Desaster. Hier wiederholten die Langenfelderinnen die Schwächen aus Zeiten, die sie schon längst vergessen hatten. Zwar hätte die Mannschaft nach der 2:1-Führung den Sack zumachen können, aber sie produzierte sowohl in der Annahme und im Block als auch im Spielaufbau und Angriff viel zu viele Unzulänglichkeiten. „Es liegt bei uns nicht an einzelnen Bereichen, sondern an einer ganzen Kette von Fehlern. Die Annahme kann etwa nicht funktionieren, wenn auch andere Spielerinnen im Block nicht richtig mitmachen“, erklärt Althaus.

In negativen Phasen zeigte sich die Enttäuschung auch an der Mimik und Gestik. Die Mannschaft wirkte bisweilen wie ein fragiles Gebilde. „Die Mädels stecken sich mit ihren Fehlern gegenseitig an“, findet Wernitz. „Wenn eine Spielerin einen Fehler macht, denken die anderen ebenfalls viel nach und wiederholen dann die Fehler.“ Der Coach bemängelt mangelnden Zusammenhalt: „Der Teamgedanke ist nicht präsent, wenn sich Hindernisse in den Weg stellen. Es gibt keine Führungsspielerin, die die Arme hochkrempelt. Wir brauchen jemanden, der uns Mut macht.“

Nach einer kurzen Pause steigen die Langenfelderinnen wieder mit viel Schwung in die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte ein. „Wir müssen unseren Teamgeist verbessern, weil er gegen Teams, die uns auf Augenhöhe begegnen, entscheidend sein kann“, erklärt Wernitz. Um den Traum vom Aufstieg doch noch wahr werden zu lassen, müssen die Volleyballerinnen neben der Trainer-Position auch auf dem Spielfeld mit engagierten Vorstellungen für Kontinuität stehen.