Handball-Analyse SG Ratingen siegt dank ihrer flexiblen Abwehr

Ratingen. · Analyse Personell ging Handball-Regionalligist SG Ratingen mit fast identischem Kader in die Partien gegen Weiden und Dinslaken. Die Ergebnisse unterschieden sich dafür deutlich. Der wesentliche Grund: Die Möglichkeiten in der Abwehr sind größer.

In der Partie gegen Dinslaken durfte sich Max Eugler (am Ball) bei der SG Ratingen noch nicht in den Angriff einmischen. Die nächste Chance bietet sich am Samstag gegen den TuS Opladen, hier ein Bild der Begegnung vor zwei Jahren.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Plus eins kann im Sport entscheidend sein – noch nicht bei einem Halbzeit-, aber sicher bei einem Endergebnis. Plus eins lautete nun die Formel für die Personalsituation der SG Ratingen für das Spiel der Handball-Regionalliga bei MTV Rheinwacht Dinslaken im Vergleich zur Heimpartie gegen HC Weiden vor der Karnevalspause – doch auch hier war die kleine Addition durchaus entscheidend.

Gegen Weiden hatte die SG neun Feldspieler inklusive Alexander Oelze zur Verfügung und verlor 34:35, in Dinslaken waren es ohne den von einem Tinnitus geplagten Top-Torjäger zehn Feldspieler, es gab einen souveränen 33:25-Sieg. Für das „plus eins“ sorgten in Kai Funke, der seinen Muskelfaserriss auskuriert hat, und Max Eugler, der nach langem Auslandsaufenthalt sein Saisondebüt feierte, zwei Kreisläufer, die in Dinslaken vornehmlich nur in der Abwehr eingesetzt wurden. Und genau da befand sich der entscheidende Unterschied zu den beiden Spielen.

Trainer Ace Jonovski wies zu Recht daraufhin, dass man nun zehn Tore weniger kassiert habe als vor der Karnevalspause, und da die SG nur einen Treffer weniger erzielte als gegen Weiden, gab es den klaren Sieg. Das hatte natürlich nichts damit zu tun, dass Oelze nicht an Bord war, sondern damit, dass es mehr Alternativen für die Abwehr gab. In der 6-0-Deckung konnte Jonovski nun deutlich mehr rotieren als in den Wochen zuvor – vor allem auf den Halbpositionen, die so oft schon die Problemzone in der Deckung gewesen waren.

In Dinslaken startete die SG von der Bank aus gesehen von links nach rechts, die rechte Abwehrseite war damit die banknahe, also die für Angriff-Abwehr-Wechsel besser geeignete. Von rechtsaußen in der Abwehr aus stellte Jonovski so auf: Etienne Mensger, Funke, Christian Mergner, Thomas Bahn, Maik Ditzhaus, Filip Lazarov. Funke auf der halbrechten Deckungsseite ging nicht mit in den Angriff, sondern holte zunächst Sam Schäfer für den rechten Rückraum aufs Feld.

Auf der anderen Seite übernahm Linksaußen Ditzhaus die schwerere Arbeit auf der Halbdeckung, Lazarov konnte sich auf linksaußen ein wenig schonen und so recht mühelos – er erzielte fünf seiner am Ende acht Treffer so auch in dern ersten 30 Minuten. Ditzhaus und Funke stabilisierten die Halbpositionen merklich, Jonovskis Konzept ging auf.

Nächster Unterschied zu den Vorwochen: Mergner bekam Entlastung. Der Kreisläufer, der zuletzt nahezu immer durchspielen und vorne wie hinten Schwerstarbeit verrichten musste, konnte nun defensiv von Eugler abgelöst werden – erstmals ab der 18. Minute. „Max macht hinten alles kaputt“, sagte Jonovski und meinte damit nicht die Gegenspieler, sondern die Spielzüge der Dinslakener. In den Angriff durfte Eugler noch nicht, so erhielt aber Mergner wichtige Verschnaufpausen, um vorne weiter arbeiten zu können.

Nach dem Seitenwechsel tauschte auch Funke die Seite, ging auf die linke Halbdeckung, Ditzhaus konnte nun nach außen rücken, Funkes Part auf rechts übernahm Lukas Plaumann, der auch vorne im Rück­raum gut mitmischte. Den Angriff-Abwehr-Wechsel machte Funke nun mit Lazarov, was Jonovski einen weiteren Vorteil brachte: „So konnten wir immer wieder über den Angriff reden, wenn wir in der Abwehr waren“, erklärte der SG-Trainer. Der Lohn der Rotation: Die Ratinger waren effektiver und hatten am Ende fünf Fehlwürfe weniger (14) als noch gegen Weiden. Das Plus eins beim Personal war also auch in puncto Effektivität entscheidend – in der Summe führte das zum klaren Erfolg, auch wenn der tief gefallene Vorjahresmeister Dinslaken und wohl baldige Absteiger in die Oberliga nicht der letzte Maßstab sein kann. Spitzenreiter TuS Opladen am Samstag ist das schon eher.