Handball TB Wülfrath bricht Widerstand der Adler
Wülfrath/Haan. · Der knappe Sieg der TBW-Handballerinnen im Derby der Regionalliga war ein hartes Stück Arbeit. Der Tabellenvorletzte aus Haan wehrte sich nach Kräften. Diese verließen ihn erst in der Schlussviertelstunde.
Im Hinrunden-Duell kassierte Aufsteiger HSG Adler Haan in eigener Halle noch eine deutliche Abfuhr, diesmal aber verkauften sich die HSG-Handballerinnen teuer. Der Regionalliga-Spitzenreiter TB Wülfrath musste Schwerstarbeit leisten, ehe der erneute Sieg mit 33:27 (17:14) über den Vorletzten in trockenen Tüchern war. Michael Cisik war letztlich nur mit dem Ergebnis zufrieden, stellte später verärgert fest: „Uns hat die notwendige Aggressivität gefehlt. Alle müssen sich steigern, damit wir gegen andere Mannschaften bestehen können.“ Was den TBW-Trainer besonders wurmte: Ausgerechnet nach der frohen Kunde, dass einem möglichen Aufstieg in die Dritte Liga seitens des Wülfrather Vorstandes keine Steine in den Weg gelegt werden, blieb sein Team unter seinen Möglichkeiten.
Jule Kürten war mit elf Treffern erfolgreichste TBW-Spielerin
Den Ausfall der erkälteten Friederike Büngeler wollte er nicht als Alibi gelten lassen: „Wir haben 14 Spielerinnen – da muss jede Verantwortung übernehmen.“ Eine, die voranging, war wieder einmal Jule Kürten, die zwar ebenfalls angeschlagen war, aber auf die Zähne biss und am Ende mit elf Treffern beste Werferin des TBW war. Dabei ist sie mit 19 Jahren die jüngste Spielerin im Kader des Tabellenführers.
Vor allem die erste Halbzeit stand ganz im Zeichen der Adler. Dabei musste André Wernicke aufgrund des Ausfalls von Jessica Strelau in der Deckung improvisieren, dafür setzten aber Clara Engel und Laetitia Karsch in der Verteidigung Akzente. Basis war eine kompakte 6:0-Formation, die bei Bedarf in eine 5:1-Abwehr wechselte. „Damit konnten wir Würfe aus dem Rückraum unterbinden und die Wülfratherinnen in Eins-gegen-eins Situationen zwingen – und da haben wir sehr gut verteidigt“, analysierte Wernicke. Aus den Ballgewinnen resultierten schnelle Gegenstöße und damit einfache Tore.
Zwar gingen die TBW-Handballerinnen durch Jule Kürten bereits nach 29 Sekunden in Führung, doch per Siebenmeter glich Nadine Hälterhoff aus und Corinna Hoppe brachte die Haanerinnen mit 2:1 (3.) in Front. Laetitia Karsch erhöhte gar auf 3:1 (4.). Von da an sahen die Zuschauer in der Fliethe-Halle einen offenen Schlagabtausch. Erst nach zehn Minuten hatten die Wülfratherinnen durch einen Treffer von Loreen Jakobeit mit 7:6 wieder die Nase vorn. Doch die Führung wechselte: Leonie Fagin traf zum 9:8 (12.), Irina Bob zum 10:9 (17.). Kürten glich per Siebenmeter zum 10:10 (18.) aus, doch erst nach dem 13:13 (23.) setzten sich die Gastgeberinnen bis zur Pause auf 17:14 ab.
Kurz nach dem Wiederanpfiff erhöhte Kürten auf 18:14, doch die abstiegsgefährdeten Haanerinnen wehrten sich mit aller Macht gegen die Niederlage, verkürzten durch Hoppe und Engel auf 16:18 (33.) und schafften durch Bob den Ausgleich zum 20:20 (39.). Nach dem 21:21 (40.) warf Engel die Gäste sogar mit 22:21 in Führung. Dann handelte sich Karsch eine Zeitstrafe ein, den Siebenmeter verwertete Kürten zum 22:22 (43.). Sekunden später brachte Hölterhoff ebenfalls per Strafwurf die Adler wieder in Front. „Danach hätte es einen weiteren Siebenmeter für uns geben müssen – wir hätten auf 24:22 ausbauen können“, haderte HSG-Coach Wernicke mit einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung. Stattdessen nutzte auf der anderen Seite Kürten einen weiteren Strafwurf für den TBW zum 23:23. Für Wernicke, der eine Auszeit nahm, war es die entscheidende Phase in der Begegnung. „Da haben wir den Faden verloren“, gestand er.
Zwar verteidigte die HSG Adler Haan weiter engagiert, vergab aber im Angriff leichtfertig gute Chancen. So entschieden die Gastgeberinnen die letzten 15 Minuten mit 10:4 für sich. „Der Sieg des TBW ist zu hoch ausgefallen – so unterschiedlich waren die Leistungen nicht“, erklärte André Wernicke. „Haan hat sich gut verkauft, mehr aber auch nicht“, ließ Michael Cisik dagegen keinen Zweifel am verdienten Sieg seiner Wülfrather Mannschaft aufkommen. Gleichwohl lobte er die Adler: „Ich sehe sie eher im Mittelfeld – es tut mir leid, dass sie da unten stehen.“